Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Depression?
- Symptome
- Selbsthilfe
- Ursachen
- Behandlung
- Prominente Patienten
- Folgeerkrankungen
Was ist eine Depression?
Die Depression ist die häufigste psychische Störung und durch eine negative Stimmung des Betroffenen gekennzeichnet. Mit der negativen Stimmungslage einhergehend ist ein Verlust des Selbstwertgefühls, des Antriebs, der Willenskraft, der Selbstdisziplin, des Einfühlungsvermögens und der Fähigkeit, Freude zu empfinden.
Die klinische Depression ist dabei klar von der zeitweise auftretenden Verstimmung abzugrenzen, die ähnliche Symptome aufweist, aber keinen Krankheitswert hat. Depressionen verursachen – aufgrund ihrer zunehmenden Verbreitung – hohe Kosten für das Gesundheitssystem. So betrugen die Krankheitskosten für Depressionen 2008 allein in Deutschland rund 5,2 Milliarden Euro.
Symptome
Eine Depression kann jeden treffen und je früher sie erkannt wird, desto leichter ist sie zu behandeln. Bei einigen Symptomen sind Familienangehörige und Freunde von enormer Wichtigkeit, weil sie die Gefühlszustände des Betroffenen objektiver wahrnehmen können.
Depression Symptome
Typische Anzeichen einer Depression |
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negatives und pessimistisches Denken |
geringes Selbstwertgefühl |
Selbstverwürfe |
Schuldgefühle |
Gefühl von Sinnlosigkeit |
Selbstmordgedanken |
Schwierigkeiten beim Treffen von Entscheidungen |
Antriebslosigkeit |
Appetitlosigkeit |
chronische Erschöpfung |
innere Unruhe |
Sexualstörungen |
häufig wechselnde körperliche Beschwerden |
Traurigkeit |
Verzweiflung |
Hoffnungslosigkeit |
Interessenlosigkeit |
Angstzustände |
innere Leere |
Schlafstörungen |
Schwindel |
sozialer Rückzug |
Grübeln |
Gereiztheit |
häufiges Weinen |
Herzrasen |
Atemnot |
langsames Sprechen |
erstarrter Gesichtsausdruck |
hängende Schultern |
Verlust des Zeitgefühls |
Gefühl permanenter Überforderung |
empfundene Einsamkeit |
Tollpatschigkeit |
Anzeichen einer Depression
Ein Hauptsymptom der Depression ist die gedrückte Stimmung und Freudlosigkeit. Außerdem zeigt sich allmählich mangelndes Interesse an bisher geliebten Personen und Objekten. Antriebslosigkeit macht sich breit, Hobbys werden vernachlässigt, alles scheint sinnlos.
Die Hoffnungslosigkeit, die sich einstellt, kann sich zu tiefer Verzweiflung wandeln. Der Betroffene glaubt, aus diesem Zustand der Gefühlsleere und Finsternis nie mehr herauszukommen und dass ihm kein Mensch der Welt helfen kann und nichts auf der Welt mehr Freude machen kann.
Er ist ziellos. Vor allem morgens ist die Stimmung zumeist am schlimmsten. Viele Betroffene schaffen es nicht, das Bett zu verlassen. Ihnen fehlt der Antrieb und gleichzeitig peinigt sie die Angst über diesen Zustand. Sie melden sich krank. Die damit fehlenden sozialen Kontakte wiederum bringen sie emotional noch mehr ins Tief.
Hinzu kommen erfahrungsgemäß körperliche Symptome, die auf ärztliche Behandlungen nur schleppend oder gar nicht ansprechen. Dauerhafte Schmerzen und laufende Verdauungsbeschwerden verstärken wiederum die Intensität der Niedergeschlagenheit. Die Patienten leiden häufig unter Schlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen und haben ein gesteigertes Schlafbedürfnis. Auch Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust werden vielfach beobachtet. Da Betroffene sich in wachem Zustand ständig gepeinigt fühlen, flüchten sie sich nicht selten in Dämmerzustände mittels Alkohol oder sonstigen Suchtmitteln.
Depressive Verstimmung, die mindestens zwei Wochen anhält: Erkennbar ist diese Phase durch eine grundlose Traurigkeit. Ist ein rationaler Grund, wie etwa der Tod eins nahen Angehörigen, Auslöser einer depressiven Verstimmung, mischen sich nach zwei Wochen wieder, möglicherweise nur kleine, Lichtblicke in die Traurigkeit.
Alternativ zur depressiven Verstimmung kann auch ein Verlust von Freude über mindestens zwei Wochen vorliegen. Das kann auch dann ein Anzeichen für eine Depression sein, wenn phasenweise eine Besserung eintritt, sich das Gefühl aber im Laufe der Zeit verstärkt und sich die Phasen häufen.
Schlaflosigkeit ist ein weiteres Zeichen, auch in Verbindung mit einem vermehrten Schlafbedürfnis tagsüber. Um als Symptom einer Depression zu gelten, muss das gestörte Schlafverhalten aber jeden Tag vorliegen. In der Nacht werden Probleme gewälzt und morgens fehlt die Kraft zum Aufstehen.
Unerklärliche Müdigkeit, die nicht auf körperliche Anstrengung zurückzuführen ist oder das Gefühl, die leichtesten Erledigungen nur unter großer Anstrengung zu schaffen. Zu Unternehmungen, denen früher mit großer Begeisterung nachgegangen wurde, können sich Betroffene gar nicht mehr aufraffen. Es fehlt schlichtweg die Kraft dazu.
Sehr oft geht mit einer Depression die Lust auf Sex verloren. Andererseits kann sich auch ein zwanghaftes Verlangen nach Sex entwickeln oder es ist zwar die Lust vorhanden, aber der Körper wehrt sich dagegen mit dem Verlust der Potenz.
Gewichtsveränderungen ohne Diät sind selten, aber doch in manchen Fällen eine Begleiterscheinung einer Depression. Als Anhaltspunkt nennt die Medizin eine Schwankung von 5 Prozent des Gewichts.
Beeinträchtigt ist zudem die Konzentration und es können nur mehr sehr schwer bzw. in späteren Stadien gar keine Entscheidungen mehr getroffen werden. Die Frage „was würden Sie gerne essen“, kann bei einer Depression in den meisten Fällen nicht mehr beantwortet werden.
Innere Unruhe und Rastlosigkeit zeigen sich in Form von erhöhter Reizbarkeit. Dieses Symptom wird eher von Außenstehenden wahrgenommen. Reaktionen erfolgen zudem stark unangepasst und es entsteht der Eindruck des „Überreagierens“.
Schlussendlich zählen auch Selbstmordgedanken zu den Symptomen. Dabei muss es sich aber noch gar nicht um einen konkreten Plan handeln, sondern reicht als Qualifizierung für eine vorliegende Depression bereits der Umstand, dass man wiederkehrend daran denkt.
Selbsthilfe
Depressionen zeichnen sich durch eine länger andauernde Niedergeschlagenheit aus sowie durch den Verlust des Interesses an vielen Dingen, die zuvor eine Bedeutung hatten oder als angenehm empfunden wurden. Neben einer medikamentösen Therapie oder auch spezifischen psychotherapeutischen Verfahren können ebenfalls Methoden der Selbsthilfe eine Besserung der Symptomatik erreichen.
Planung aktivierender Tätigkeiten
Grundlage vieler psychotherapeutischer Behandlungen bei Depressionen ist das Verändern des Tagesablaufs. Denn die bei einer Depression vorherrschende Interessenlosigkeit führt schnell dazu, dass zunehmend angenehme Aktivitäten nicht mehr ausgeführt werden.
Die Motivation, sich mit Positivem zu beschäftigen, fehlt und so werden viele Freizeitbeschäftigungen aufgegeben, auch wenn diese dann durchaus als positiv erlebt werden würden. So kann eine negative Spirale entstehen: angenehme Aktivitäten werden nicht mehr ausgeführt und so wird der Alltag zunehmend gleichförmiger oder von Belastungen bestimmt; schöne Erlebnisse, die eine Stimmungsaufhellung bewirken würden, kommen kaum noch vor.
Hier setzt die Planung aktivierender Tätigkeiten an, die auch Teil einer Selbsthilfestrategie sein kann. Patienten sollen dabei überlegen, welche Aktivitäten ihnen vor Beginn der Depression Freude bereitet haben, welche Hobbys sie hatten und was sie im Alltag als angenehm empfunden haben.
Diese Tätigkeiten oder Beschäftigungen werden wie in einem Stundenplan vorausgeplant. Betroffene sollen dann diese eigentlich angenehmen Tätigkeiten zur geplanten Zeit ausführen, auch wenn sie keine Lust darauf haben. Ziel dabei ist es, dass die Patienten bemerken, dass sie trotz anfangs fehlender Motivation doch Freude an den angenehmen Beschäftigungen haben und dadurch aus der Negativspirale ausbrechen.
Schlafentzug als schnelle Möglichkeit zur Besserung
In vielen Kliniken werden bei Depressionen sogenannte Schlafentzugstherapien durchgeführt. Die Wirkung basiert auf dem Zusammenhang zwischen den Botenstoffen Melatonin und Serotonin. Melatonin wird im zentralen Nervensystem bei Dunkelheit ausgeschüttet; der Botenstoff erzeugt Müdigkeit und bewirkt eine Vorbereitung auf den Schlaf.
Gebildet wird das Melatonin aus einem anderen Signalenzym – dem Serotonin. Dieses wirkt eher aktivierend und ein Mangel an Serotonin wird mit Gefühlen von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Depression in Zusammenhang gebracht.
Ein bewusster Schlafentzug kann das bei einer Depression verloren gegangene Gleichgewicht der Botenstoffe wieder ausgleichen. Dies wird erreicht, indem Patienten eine Nacht komplett wach bleiben, auch am darauffolgenden Tag nicht schlafen, sondern erst in der übernächsten Nacht wieder zu Bett gehen. Praktisch kann das so aussehen, dass Betroffene auch außerhalb einer Klinik eine Nacht lang auf Schlaf verzichten und diesen nicht am darauffolgenden Tag nachholen.
Wichtige Voraussetzungen für das Vorgehen ist die körperliche Gesundheit. Diabetiker etwa, deren Medikation auch an einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus gebunden ist, können nicht einfach eine Nacht wach bleiben, ohne dadurch auch ihren Insulin- und Zuckerspiegel zu beeinflussen.
Für Gesunde hingegen ist die Wachtherapie eine einfache Möglichkeit, die Stimmung zu verbessern. Auch bei den für Depression typischen Schlafstörungen konnten damit gute Erfolge erzielt werden.
Behandlung
Bei fehlender Behandlung tendieren wiederkehrende Depressionen dazu, immer stärker zu werden. Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898) kurierte ihre Depressionen beispielsweise mit Reisen, Sport und Diäten. Sie hat damit teilweise richtig angesetzt, denn Bewegung – vor allem Ausdauertraining – kann stimmungsaufhellend wirken.
Ebenso kann ein soziales Netzwerk von Freunden und Familie einen wichtigen Halt geben. Belastende Alltagssituationen werden durch einen Kraft gebenden familiären Hintergrund und Freundeskreis leichter bewältigt.
Psychotherapie
Bei länger anhaltender Depression ist professionelle Hilfe ein Muss. Eine Psychotherapie kann ständig negative Gedanken, die allmählich zur Depression geführt haben, sichtbar machen, sie analysieren und durch positive neue Gedanken ersetzen.
Ein Selbstsicherheitstraining hilft zusätzlich, Vertrauen und Sicherheit in sich selbst aufzubauen. Auch werden unglückliche und problematische Beziehungen in Gesprächen mit dem Psychotherapeuten aufgearbeitet, genauso wie Verlusterlebnisse und Konflikte. Oft steht am Anfang eine Durchleuchtung der Lebensgeschichte des Betroffenen, die dem Therapeuten häufig Aufschluss über die möglichen Ursachen der Erkrankung gibt und ihm somit Ansätze zur erfolgreichen Aufarbeitung aufzeigt.
Antidepressiva
Unterstützend werden Antidepressiva, die das Gehirn stimmungsaufhellend beeinflussen, eingesetzt. Diese antidepressiven Medikamente wirken erst nach einigen Tagen und es ist zumeist eine längere Einnahme vonnöten, um keinen Rückfall zu erleiden.
Für Manisch-Depressive kommt in ihren manischen Phasen die Behandlung mit Antidepressiva nicht infrage, sie bekommen andere Medikamente zur Linderung der Symptome verschrieben.
In Zusammenhang mit Depressionen wird auch oft das Johanniskraut als „Heilmittel“ genannt. Die therapeutische Wirkung ist allerdings umstritten. Auch treten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nebenwirkungen – wie eine erhöhte Lichtempfindlichkeit – auf.
Akzeptanz der medikamentösen Therapie
Die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva steht noch immer im Vordergrund der Depressionsbehandlung. Viele Patienten stehen der Einnahme eines Antidepressivums aber kritisch gegenüber. Sie fürchten, ihre Persönlichkeit könne sich verändern und das Medikament würde abhängig machen.
Diese Ängste sind aber unbegründet. Dennoch können in den ersten Tagen nach der Einnahme unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Die eigentlich erwünschte, aber plötzliche Steigerung des Antriebs kann temporär zu Unruhe, Angst und Aggressivität führen.
Lichttherapie gegen Depressionen
Eine weitere Möglichkeit ist die Lichttherapie. Vor allem bei SAD – der Saisonal Abhängigen Depression, die auf Lichtmangel zurückzuführen ist – wird die Lichttherapie sehr erfolgreich eingesetzt. Hierfür werden spezielle Lampen mit großer Lichtstärke für tägliche Bestrahlungen von dreißig bis vierzig Minuten verwendet. Diese Therapie sollte mindestens zwei Wochen lang angewendet werden. Besserung verspürt der Patient schon nach ein paar Tagen.
Positive Lebenseinstellung als Vorbeugung
Einer Depression völlig vorzubeugen ist wohl aufgrund vieler äußerer Umstände und Ereignisse, die einen Menschen im Laufe des Lebens ereilen können, unmöglich. Soweit man es jedoch beeinflussen kann, sollte man sich eine positive Einstellung zum Leben bewahren oder finden.
Zu tun, was einem Spaß und Freude macht und sich immer wieder erfreuliche Ziele stecken, ist bestimmt das Erfolgsrezept für ein ausgeglichenes Gemüt. Im Leben seine Talente und Fähigkeiten zu entdecken und damit zu arbeiten, ist zusätzlich eine sehr erfüllende Lebensart.
Denn wie schon der spanische Philosoph José Ortega y Gasset (1883-1955) sagte: „Hartnäckige Übellaunigkeit ist ein allzu klares Symptom dafür, dass ein Mensch gegen seine Bestimmung lebt.“
Sporttherapie
Wie die Bewegungstherapie Depressionen lindern kann und welche Vorteile sie gegen über den konventionellen Behandlungskonzepten hat.
Neben den bisher gängigen Behandlungsmethoden hat ein Schweriner Forscherteam ein Programm zur Sporttherapie entwickelt, das ähnlich effektiv wie konventionelle Behandlungen wirken kann.
Die klassischen Therapiemethoden bei affektiven Störungen
Die psychotherapeutische Behandlung einer Depression kann verschiedene Bausteine nutzen. Verbreitet ist vor allem die Verhaltenstherapie, bei der Betroffene lernen, auch aktivierende sowie positive Tätigkeiten in den Alltag zu integrieren und diesen selbst dann nachzugehen, wenn anfänglich die Motivation dazu fehlt.
Die Zusammenhänge zwischen dem momentan Erlebten, den ausgelösten Bewertungen und den resultierenden Gefühlen werden ebenso bewusst gemacht. Dadurch sollen negative Denkmuster durchbrochen und das bewusste Nutzen positiver Gedanken geübt werden.
Negative Erlebnisse aus der Vergangenheit, die eine belastende Wirkung haben, werden verstärkt in der Tiefenpsychotherapie oder Psychoanalyse besprochen. Auch pharmakologische Therapien sind eine gängige Behandlungsmethode. Hierbei werden etwa selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer verabreicht. Diese Medikamentengruppe sorgt dafür, dass der aktivierende Botenstoff Serotonin länger im synaptischen Spalt – dem Spalt zwischen den Nervenzellen im Gehirn – wirken kann.
Beide Vorgehensweisen haben aber auch Nebenwirkungen. Psychotherapien können emotional sehr fordernd sein und vieles aufwühlen, was die Patienten lieber nicht noch einmal thematisieren wollten. Pharmakologische Therapien können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, etwa einer Gewichtszunahme, Konzentrationsproblemen, Übelkeit oder gesteigerter Müdigkeit.
Sport als Alternative zur klassischen Therapie
Die Psychiater Broocks und Meyer haben ein Therapieprogramm entworfen, das im Wesentlichen aus verschiedenen Laufübungen besteht. In der ersten Woche sollen Betroffene täglich etwa eine Minute laufen, danach zwei Minuten gehen und dies mehrfach wiederholen. Im Verlauf von insgesamt 12 Wochen werden die Belastungen langsam gesteigert, sodass die Zeit des Laufens verlängert wird.
In der zwölften Woche sollen schließlich 30 Minuten ununterbrochenes Laufen erreicht werden. Doch selbst wenn Patienten dies nicht schaffen, haben schon geringere Stufen der körperlichen Aktivität einen Effekt. Die Ergebnisse des Trainings sind durchaus vergleichbar mit den Resultaten einer Psychotherapie und können Patienten daher ähnlich effektiv helfen.
Wirkung der Sporttherapie
Die körperliche Bewegung hat einen motivationalen Effekt. Patienten erleben, wie sie langsam ihre Leistungen steigern können und fühlen sich dadurch bestärkt. Zudem verringert das Lauftraining die Aktivität im Präfrontalen Cortex. Das ist eine Hirnregion im Bereich der Stirn, die gerade beim typisch depressiven Grübeln aktiv ist.
Eine verminderte Aktivität bedeutet hier, dass das Sorgen und das übertrieben kritische Nachdenken der Betroffenen zurückgeht. Darüber hinaus kann Sport ganz ähnliche Wirkungen haben wie eine Pharmakotherapie, da er ebenfalls zu einer vermehrten Ausschüttung von Serotonin führt. Regelmäßige und gezielte Bewegung ist eine mögliche Alternative zu anderen Behandlungskonzepten bei Depression.
Schlafentzugstherapie
Wie Depressionen mit Schlafentzug therapiert werden, unter welchen Rahmenbedingungen der Schlafentzug stattfindet und welche Erfolge möglich sind.
Zur Behandlung einer depressiven Störung können verschiedene Therapieverfahren eingesetzt werden. Diese sind meist langfristig orientiert, nehmen also mehrere Wochen oder gar Monate in Anspruch. Einen relativ schnellen Effekt kann hingegen die Schlafentzugstherapie haben, die häufig in Kliniken zur Anwendung kommt.
Der Schlafentzug hat eine lange Tradition
Die Methode des Schlafentzugs ist schon länger bekannt und kann bei Depressionen zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung führen. Dabei werden zwei grundsätzliche Vorgehensweisen unterschieden: der vollständige und der partielle (teilweise) Schlafentzug.
Beim vollständigen Entzug des Schlafes bleiben die Patienten eine Nacht lang wach, es wird also ein kompletter Nachtschlaf weggelassen, der auch am Tag nicht nachgeholt werden darf. Stattdessen gehen die Betroffen erst in der übernächsten Nacht wieder schlafen. Infolgedessen kann eine beachtliche Stimmungsaufhellung erfolgen.
Die Ursache dieses Effekts sind veränderte Ausschüttungen der Neurottransmitter im Gehirn, also der neuronalen Botenstoffe. Im Schlaf wird Melatonin ausgeschüttet, welches die Körpertemperatur absenkt und den Schlaf einleitet.
Tagsüber hingegen wird Serotonin ausgeschüttet, welches eine aktivierende Wirkung hat. Beide Botenstoffe stehen in Wechselwirkung zueinander: bei Nacht wird Serotonin in Melatonin umgewandelt. Ein Verzicht auf den Schlaf kann daher die Ausschüttung von Serotonin positiv beeinflussen und somit eine ähnliche Wirkung wie Antidepressiva haben.
Bei einem partiellen Schlafentzug wird nicht auf den kompletten Schlaf, sondern nur auf die Ruhe in der zweiten Nachthälfte verzichtet. Dabei gehen Patienten zur gewohnten Zeit schlafen und werden in der zweiten Nachthälfte geweckt (z.B. 2 Uhr nachts). Der Tiefschlaf, der vor allem in den ersten Stunden der Nacht stattfindet, bleibt erhalten. Gekürzt wird hingegen der REM-Schlaf, also die Episoden, in denen vermehrt geträumt wird.
Rahmenbedingungen des Schlafentzugs
Beide Verfahren – der vollständige und partielle Schlafentzug – sind mit der Nebenwirkung einer deutlichen Müdigkeit verbunden. Diese setzt meist ein bis zwei Stunden nach der gewohnten Schlafenszeit ein und muss vom Patienten überwunden werden. Auch am darauffolgenden Tag ist eine ausgeprägte Müdigkeit möglich, insbesondere in den Mittagsstunden.
Es muss jedoch verhindert werden, dass Betroffene vorzeitig einschlafen, da schon wenige Minuten Schlaf die Effekte vermindern können. Diese Therapie wird daher häufig in Kliniken angewendet, wo eine aktive Beschäftigung der Patienten erfolgt.
Die Methode ist auch im häuslichen Umfeld umsetzbar, hier ist es aber wichtig, Maßnahmen gegen das ungeplante Einschlafen zu ergreifen – etwa eine Begleitperson zur Unterstützung in die Wachtherapie zu integrieren. Aufgrund der gesteigerten Müdigkeit sollte auf das Führen von Fahrzeugen sowie das Bedienen größerer Maschinen im betreffenden Zeitraum verzichtet werden.
Die Schlafphasenverlagerung zur Erhaltung der positiven Effekte
Die Stimmungsaufhellung erfolgt meist relativ schnell nach der Schlafrestriktion. Sobald die Betroffenen aber wieder normal schlafen, kommt es in vielen Fällen zu einem Rückfall in die Depressivität. Ein Forscherteam aus Freiburg hat daher eine Fortsetzung der Schlafentzugstherapie entwickelt, die dabei hilft, die positiven Veränderungen auch längerfristig zu erhalten.
Ihre Methode – die Schlafphasenverlagerung – wird im Anschluss an den Schlafentzug eingesetzt. Nach dem totalen Schlafentzug schlafen die Betroffenen beispielsweise von 18 Uhr bis 0 Uhr. Am nächsten Tag wird der Schlaf um eine Stunde verschoben (z.B. von 19 Uhr bis 1 Uhr nachts) usw.
Nach einigen Tagen ist dann wieder ein normaler Schlaf-Wach-Rhythmus erreicht. Diese Verschiebung der Schlafphasen verlängert den Effekt der Therapie und kann bei vielen Patienten sogar zu einer vollständigen Remission führen.
Folgeerkrankungen
Anhaltenden Depressionen können andere – auch organische Erkrankungen – auslösen bzw. das Risiko für deren Auftreten erhöhen. Dazu zählen insbesondere diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
Herzinfarkt: Depressive haben ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Das Risiko ist vergleichbar mit dem eines Rauchers. Dabei spielt nicht nur die erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen, die entzündungsfördernd wirken, eine Rolle. Menschen, die an Depressionen leiden, pflegen häufig auch einen ungesunden Lebensstil und vernachlässigen die eigene Gesundheit durch Rauchen, Trinken, schlechte Ernährung und Bewegungsarmut.
Schlaganfall: Auch das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist für Depressive erhöht. Das gilt insbesondere, wenn die Depressionen so schwer sind, dass Antidepressiva verabreicht werden.
Diabetes: Depressive erkranken deutlich häufiger als die Durchschnittsbevölkerung an Diabetes. Man vermutet, dass die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen und der damit einhergehende Blutzuckeranstieg dafür verantwortlich ist. Menschen, die bereits an Diabetes erkrankt sind, sollten Anzeichen von Depressionen besonders ernst nehmen. Denn im Zuge von Depressionen gerät die gute Stoffwechseleinstellung oft unter die Räder.
Rückenschmerzen: Eventuell können Depressionen auch Rückenschmerzen auslösen. Erste Hinweise auf einen Zusammenhang gibt eine Untersuchung des österreichischen Neurologen Dr. Klaus Berek. Dabei stellte sich heraus, dass Rückenschmerzpatienten, bei denen sich keine organische Ursache für die Schmerzen finden lässt, besonders häufig unter Depressionen leiden.
Arten von Depressionen
Depressive Episoden können sich unterschiedlich stark ausgeprägt sein und variieren in ihrer Dauer. Im Durchschnitt leidet der Betroffene etwa vier Monate darunter, danach ist er wieder völlig beschwerdefrei.
Es ist möglich, dass sich eine depressive Episode auch nur einmal im Leben eines Menschen zeigt. Die erste Episode tritt zumeist Mitte zwanzig und vorwiegend nach einer schweren Belastung auf. In manchen Fällen treten diese Episoden nur in den Herbst- und Wintermonaten auf (SAD). Diese Art der Depression ist sehr oft mit Heißhunger, erhöhtem Schlafbedürfnis und Gewichtszunahme begleitet.
Manisch-depressiv Erkrankte wiederum leiden an einem Wechsel zwischen depressiven und manischen Phasen, einer bipolaren affektiven Störung. Während sie in depressiven Phasen niedergeschlagen und freudlos sind, zeigen sie sich in manischen Phasen überaktiv, überschätzen sich selbst, sind in einer anhaltenden gehobenen oder auch gereizten Stimmung, tätigen fallweise sinnlose und teure Geschäftsabschlüsse, legen eine unverschämte Taktlosigkeit an den Tag, haben ein gemindertes Schlafbedürfnis und einen Rede- und Bewegungsdrang.
Sie leiden unter einer immensen Beeinträchtigung des Urteilsvermögens und haben heftige Gefühlsausbrüche. Sie tendieren zu Aggressivität und rücksichtslosem Fahren. Nach Abklingen der Manie fallen sie in ein tiefes Loch. Schuldgefühle und Selbstvorwürfe sind die Folge.
Eine leichtere, aber lange währende Depressionsform ist die Dysthymie. Hiervon sind Persönlichkeiten betroffen, die bereits in der Jugend an Depressionen leiden, dies aber nicht bewusst bemerken, da sie sich nicht entsinnen können, sich jemals anders oder besser gefühlt zu haben. Vor allem Personen mit einem mangelnden Selbstwertgefühl, ängstlicher oder pflichtbewusster Persönlichkeit, negativem Denken und chronischen Angst- und Zwangszuständen neigen zu Depressionen.
Leichte Depression / Verstimmung
Kurzzeitig auftretende leichte Depressionen oder Verstimmungen sind unbedingt von der klinischen Depression abzugrenzen. Bei leichten Verstimmungen oder temporär auftretender schlechter Laune kommen die Selbsthilfe und einfache Maßnahmen infrage.
Postnatale Depression
Postnatale Depressionen treten nach der Entbindung – meist während der Wochenbett-Phase – auf. Sie reichen von einer leichten Verstimmung (sog. „Babyblues“) bis zu ernsten psychischen Störungen. Typische Symptome sind eine ausgeprägte Traurigkeit, häufiges Weinen, übertriebene Sorgen (vor allem um das Kind) und gesteigerte Reizbarkeit.
Je nach Studie sind 25 bis 80 Prozent der Frauen von irgendeiner Form der postnatalen Stimmungsstörung betroffen. Den leichten Formen spricht man – auch wegen ihrer Häufigkeit – keinen Krankheitswert zu. Ursächlich sind offenbar hormonelle Umstellungen durch das Ende der Schwangerschaft.
In extremen Fällen kann die Depression so weit eskalieren, dass die Mutter ernsthafte Tötungsgedanken gegen sich selbst oder das Kind hegt. Eine ausgeprägte postnatale Depression ist daher dringend behandlungsbedürftig.
Aktuellen Studien zufolge kann eine Depressionsprävention die Rate der Erkrankungen deutlich senken. Einer britischen Studie zufolge sind bspw. rund 30 Prozent der postnatalen Depressionen zu verhindern, wenn junge Mütter durch spezialisierte Krankenschwestern betreut werden.
Ursachen
Man steht mitten im Leben, hat keinen erkennbaren Grund zur Betrübnis und trotzdem ist sie plötzlich da: Diese Freudlosigkeit, diese Niedergeschlagenheit, diese innere Leere, der traurige Wunsch nur mehr seine Ruhe haben zu wollen, sich in den Schlaf zu flüchten. Depressionen sind keine Modeerscheinung: Schon der niederländische Maler Vincent van Gogh (1853-1890) hat daran gelitten und sich schlussendlich das Leben genommen.
Auch der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway (1899-1961) war zeit seines Lebens manisch-depressiv und erschoss sich eines Tages in einer heftigen Phase der Verzweiflung. Heute kann mit wirksamen Mitteln dauerhafte Linderung erzielt und ein derartig fatales Ende vermieden werden.
Biologische und psychologische Ursachen
Der Begriff „Depression“ stammt vom lateinischen „depressio“ und bedeutet „niederdrücken“. Jeder Dritte hat Forschungen zufolge einmal im Leben zumindest eine leichte Depression und sie kann in jedem Lebensalter auftreten. Dass diese Erkrankung bei Frauen deutlich häufiger beobachtet wird als bei Männern liegt womöglich daran, dass Männer viel seltener professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
Wenn ältere Menschen unter Depressionen leiden, sind oft äußere Umstände der Auslöser wie etwa negative Lebensereignisse, körperliche Angeschlagenheit in Form von Behinderungen oder Erkrankungen, chronische Schmerzen und Vereinsamung.
Bei jüngeren Menschen liegt oft eine genetische Vorbelastung vor und/oder eine Labilität in der Persönlichkeit. Ebenso führt der Lichtmangel im Herbst und Winter häufig zu dieser traurig machenden inneren Finsternis.
Diese Art der Depression wird SAD genannt: Saisonal Abhängige Depression. Sie kommt überaus häufig in den nördlichen Ländern wie etwa in Alaska oder Grönland vor, aber auch bei Nachtarbeitern und Menschen, die durch das ständige Arbeiten und Wohnen bei künstlichem Licht ihre innere Uhr ins Ungleichgewicht gebracht haben. Ebenso können traumatische Kriegserlebnisse oder andere furchtbare Begebenheiten Depressionen auslösen.
Über die biologischen Ursachen der Depression herrscht keine Einigkeit
Über die biologischen Ursachen sind sich die Wissenschaftler nach wie vor nicht einig. Depressionen an sich seien zwar nicht zwingend vererblich, jedoch sehr wohl die Veranlagung dazu. So hat zum Beispiel bereits Hemingways Vater den Freitod gewählt und auch die Enkelin des Schriftstellers hat sich das Leben genommen.
Doch auch wenn man den Hang zu dieser Erkrankung ererbt hat, heißt das nicht, dass sie zum Ausbruch kommt. Das entscheiden Lebensumstände und Ereignisse, die den Menschen aus dem Gleichgewicht bringen können. Ebenso lösen Beobachtungen zufolge sehr oft körperliche Erkrankungen diese extremen Stimmungstiefs aus: Tumore, Schlaganfälle, chronische Schmerzen, HIV, Schilddrüsenunterfunktion und Alkohol- und Kokainsucht. Negative, zuweilen erschütternde, desgleichen positive Erlebnisse können eine Depression verursachen.
So ist der Verlust des Lebenspartners durch Trennung oder Tod, der Verlust des Arbeitsplatzes, finanzielle Schwierigkeiten, aber auch eine Heirat, die Geburt eines Kindes, Erfolg im Beruf oder sogar ein Lottogewinn ein möglicher Anstoß für einen tiefen Fall in die psychische Störung.
Nicht zu vergessen sind belastende Umwelterfahrungen wie chronische Überforderung und Stress am Arbeitsplatz und Zuhause oder ständig schwelende Beziehungskonflikte. Ferner konnte eine auffällige Häufigkeit von Depressionen bei Patienten mit bestimmten Viren nachgewiesen werden.
Mangel an Botenstoffen
Einig sind sich die Wissenschaftler jedoch, dass der Mangel an Botenstoffen wie Serotonin und Noradrenalin eine Störung des Gehirnstoffwechsels verursacht. Dieses biochemische Ungleichgewicht des Nervensystems verursacht die veränderte Hirnaktivität, die zur Depression führt.
Medizinische Ursachen
Es gibt eine ganze Reihe von organischen und psychischen Erkrankungen, die als Begleiterscheinung eine Depression auslösen können:
Krankheiten
- ADHS
- Alzheimer
- Borderline Syndrom
- Burnout-Syndrom
- Darmpilz
- Demenz
- Dysthymie
- Fibromyalgie
- Heuschnupfen
- Hirntumor
- Kopfschmerzen
- Lupus
- Multiple Sklerose
- Parkinson
- Pfeiffersches Drüsenfieber (chronische Verlaufsform)
- PMS (prämenstruelles Syndrom)
- Reizdarm
- Reizmagen
- Rheuma
- Schilddrüsenunterfunktion
- Tinnitus
Kopfschmerzen: Hinter bestimmten Arten von Kopfschmerzen können sich Depressionen verbergen. Sprechen Schmerzmittel nicht an und verhält sich der Patient während seiner Schmerzepisoden aggressiv gegenüber anderen Menschen, sollte an das Vorliegen einer Depression gedacht werden.
Mangelerscheinungen
- Kalziummangel
- Magnesiummangel
- Progesteronmangel
- Vitamin B12 Mangel
- Vitamin D Mangel
- Zinkmangel
Unverträglichkeiten
- Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)
- Histaminintoleranz
Sonstige Ursachen
- Alkoholentzug
- Wechseljahre
Depressionsauslöser
Neben organischen Ursachen kommen eine ganze Reihe anderer Auslöser für Depressionen infrage:
- Verlust des Partners / naher Angehöriger
- körperliche Erkrankung
- Beziehungsprobleme
- Trauma
- unbefriedigende Arbeitssituation
- Finanzprobleme
Risikofaktoren
Es gibt zahlreiche Risikofaktoren, die das Risiko, eine Depression zu erleiden, steigern:
- schlechte Ernährungsgewohnheiten (bspw. Fast Food)
- Bewegungsarmut
- Übergewicht
- ungesunde Schlafgewohnheiten
- Einsamkeit / soziale Isolierung
- Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit: Rund jeder vierte Erwerbslose klagt über einen schlechten Gesundheitszustand. Bei den Männern stehen dabei Depressionen, bei den Frauen Rückenschmerzen und Verdauungsbeschwerden im Vordergrund. Die Beschwerden bessern sich i.d.R. mit der Wiederaufnahme einer Beschäftigung.
Studien
Depressionen sind – als häufigste psychische Erkrankung – Gegenstand intensiver Forschung und vieler Studien:
Rückenschmerzen: Der österreichische Neurologe Dr. Klaus Berek fand einen starken Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen ohne organische Ursache und Depressionen. Während nur 16 Prozent der Rückenschmerz-Patienten mit erkennbarer organischer Ursache unter Depressionen leiden, sind 62 Prozent der Patienten ohne erkennbare organische Schäden depressiv.
Liebeskummer: Laut einer Untersuchung der us-amerikanischen Psychologinnen Suzanne Levy und Andrea Hussong an der Universität von North Carolina erkranken Mädchen, deren erste Liebesbeziehung unglücklich endete, später häufiger an Depressionen. Die Studiengruppe (54 Probandinnen) war allerdings sehr klein.
Thema | Erkenntnis der Studie |
---|---|
Übergewicht | Übergewichtige Frauen sind deutlich häufiger depressiv |
Schlafen mit Licht | Selbst sanftes Licht während des Schlafens kann Depressionen auslösen. |
Schokolade | Depressive Menschen haben einen deutlich erhöhten Schokoladenkonsum. Dass der aber kausal für die Depression ist, konnte nicht nachgewiesen werden. |
Hirn | Depressionen lassen – einer US-Studie zufolge – bestimmte Regionen des menschlichen Gehirns schrumpfen. |
Fastfood | Einer spanischen Studie mit 9.000 Teilnehmern zufolge erhöht der Konsum von Fast Food und Backwaren das Risiko für Depressionen. |
Rauchen | Eine Untersuchung der University of Kentucky kommt zu dem Ergebnis, dass rauchende Frauen ein doppelt so hohes Risiko haben, an einer Depression zu erkranken. |
Migräne | Das Risiko von weiblichen Migränepatienten, an einer Depression zu erkranken, ist einer US-Studie zufolge um das 1,3fache erhöht. |
Schlaganfall | Depressive haben einer Studie des „National Institute of Health“ zufolge ein um den Faktor 1,29 erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Bei Patienten, die aufgrund der Schwere der Depressionen bereits Antidepressiva einnehmen, steigt das Risiko auf das 1,39-fache des Normalwerts. Die Studienautoren machen dafür aber nicht die Nebenwirkungen des Medikaments, sondern die Schwere der Depression verantwortlich. |
Olivenöl | Spanische Forscher kamen in einer 12.000 Probanden starken Studie zu dem Ergebnis, dass der regelmäßige Konsum von Olivenöl das Depressionsrisiko senkt. |
Yoga wirkt gegen Depressionen
Eine US-Studie hat die Wirkung von Yoga auf die Stimmung und das Angstlevel untersucht und mit Walking-Einheiten verglichen.
Yoga hat einen positiven Effekt auf die Stimmungslage und schlägt dabei andere körperliche Aktivitäten wie das Laufen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Boston University School of Medicine (Massachusetts). Unter der Leitung von Dr. Chris Streeter untersuchte man MRT-gestützt die Wirkung von Yoga auf die Stimmung und das Angstlevel.
Dabei konnte man Veränderungen der Hirnaktivität feststellen, die mutmaßlich durch die Yoga-Übungen ausgelöst wurden und die Ausschüttung von GABA und anderen antidepressiven Neurotransmittern positiv beeinflusste.
Keine Aussage zur Nachhaltigkeit des Effekts
Selbstkritisch stellen die Studienautoren aber fest, dass es weitere Forschung braucht, um die Nachhaltigkeit des Effekts zu untersuchen. Noch ist nämlich nicht klar, ob die positiven Effekte anhalten, wenn Yoga Teil der täglichen Routine wird. Mit nur 34 Probanden war die Studie auch relativ klein. 19 Teilnehmer praktizierten dreimal die Woche für 60 Minuten Yoga, während die Kontrollgruppe aus 15 Teilnehmern im gleichen Umfang zum Walking ging.
Infos zur Studie
Studie: Effects of Yoga Versus Walking on Mood, Anxiety, and Brain GABA Levels: A Randomized Controlled MRS Study.
Studienautoren: Chris C. Streeter, Theodore H. Whitfield, Liz Owen, Tasha Rein, Surya K. Karri, Aleksandra Yakhkind, Ruth Perlmutter, Andrew Prescot, Perry F. Renshaw, Domenic A. Ciraulo, J. Eric Jensen.
Veröffentlichung: The Journal of Alternative and Complementary Medicine, 2010; 16 (11): 1145 DOI: 10.1089/acm.2010.0007
Abstract: https://www.liebertpub.com/doi/abs/10.1089/acm.2010.0007
Putzen und Hausarbeit verhindern Depressionen
Eine Studie an 20.000 Erwachsenen kommt zu dem Ergebnis, dass Hausarbeit das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um 20 Prozent senkt.
„Hey Schatz, Du siehst so traurig aus. Putz doch ein bisschen!“ – was sich nach einem typischen Macho-Spruch anhört, könnte tatsächlich stimmen. Das suggeriert jedenfalls eine britische Studie, die den Zusammenhang zwischen Depression und Hausarbeit untersucht hat.
Studie: Hausarbeit senkt Depressionsrisiko
Während die meisten Männer schon beim Gedanken an Hausarbeit in tiefe Depressionen verfallen, scheint sie auf Frauen stimmungsaufhellend zu wirken. Dabei reichen laut Studie schon bescheidene 20 Minuten Hausarbeit pro Woche, um das Depressionsrisiko um ein Fünftel zu senken. Die Studie des University College London hat 20.000 Erwachsene untersucht. Neben der Hausarbeit, senkt auch Sport das Risiko, an einer Depression zu erkranken – und zwar um statte 33 Prozent.
Die Wissenschaftler räumen aber selbst ein, dass die Erkenntnisse für depressive Menschen nicht unbedingt hilfreich sind. Wer depressiv ist, schränkt nämlich körperliche Aktivitäten ein – meidet also das „Heilmittel“.
Fakten
Thema | Fakt |
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Verbreitung | Rund 15 Prozent der Deutschen sind depressiv. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. |
Prominente Patienten
Prominente outen sich regelmäßig als Depressionspatienten – meist um anderen Betroffenen Mut zu machen:
Nick Carter: Der Sänger litt ein Jahr unter Depressionen in Folge der Trennung seiner Eltern und hat dabei erheblich an Gewicht zugelegt.
Tom Jones – Die Frau des Sängers leidet unter wiederkehrenden depressiven Episoden und macht ihre Genetik dafür verantwortlich.
Emma Thompson – Die Schauspielerin litt nach der Geburt ihrer Tochter Gaia an schweren postnatalen Depressionen. Sie hegte sogar Selbstmordgedanken.
Keisha Buchanan – Die Sängerin der „Sugababes“ litt als Teenagerin unter Depressionen. Der plötzliche Erfolg der Band hat die Depressionen mutmaßlich ausgelöst.
Uma Thurman – Die Schauspielerin litt jahrelang unter schwersten Depressionen. Probleme in ihren privaten Leben sieht sie als Ursache.
Links & Quellen
1 Stiftung Deutsche Depressionshilfe
- Depressionen: 15 Prozent der Deutschen sind depressiv
- Studie: Einsamkeit ist ansteckend wie eine Krankheit
- Schlafstörungen – Neue Erkenntnisse zur Behandlung
- Borderline Symptome – Die typischen Anzeichen erkennen
Quellen und weiterführende Literatur
- ICD-10: F32 Depressive Episode, F33 Rezidivierende depressive Störung
- Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner, Psychiater, Psychotherapeuten
- Depression – Autoren: Losekam, Stefanie ; Konrad, Carsten Kircher, Tilo – Publikation: Kompendium der Psychotherapie, 2012, p.95-134 – DOI: 10.1007/978-3-642-23664-8_7
- Depressionen: Psychotherapie wirkt positiv auf die Lebensqualität – Autoren: Ruchalla, Elke – Publikation: Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie, 2017-04, Vol.85 (4), p.188-189 – DOI: 10.1055/s-0043-100093
- Apps können bei Depressionen helfen – Publikation: DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2017-11, Vol.142 (22), p.1641-1641 – DOI: 10.1055/s-0043-120597
- Ketamin: neue Waffe gegen Depressionen? – Publikation: DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2018-05, Vol.143 (9), p.613-613 – DOI: 10.1055/a-0572-2550
- Haustiere können Depressionen mildern – Publikation: DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2018-09, Vol.143 (18), p.1285-1285 – DOI: 10.1055/a-0647-7997
- Medizinstudenten leiden häufiger unter Depressionen und depressiven Symptomen – Autoren: Lichert, Frank – Publikation: Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie, 2017-04, Vol.85 (4), p.183-183 – DOI: 10.1055/s-0043-100092
- Depressionen im Alter – Autoren: Wilms, H.-U – Publikation: PiD – Psychotherapie im Dialog, 2013-09, Vol.14 (3), p.69-71 – DOI: 10.1055/s-0033-1353823
- Depressionen – Männer leiden anders – Publikation: PPmP – Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie, 2014-01, Vol.64 (1), p.2-2 – DOI: 10.1055/s-0033-1364078
- Musiktherapie kann helfen, Depressionen zu lindern – Autoren: Mehrholz, Jan – Publikation: neuroreha, 2018-03, Vol.10 (1), p.7-7 – DOI: 10.1055/s-0044-101004