
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein Hirntumor?
- Hirntumor Symptome
- Kopfschmerzen und Hirntumor
- Symptome eines Hirntumors im Detail
- Differentialdiagnose – Krankheiten mit ähnlichen Symptomen
- Lageabhängige Symptome
- Bei diesen Symptomen sollte ein Arzt konsultiert werden
- Angst vor einem Hirntumor
Was ist ein Hirntumor?
Der Begriff „Hirntumor“ ist ein Sammelbegriff für alle gutartigen und bösartigen Geschwülste innerhalb des Schädels.
Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen treten bösartige Hirntumore relativ selten auf. Statistisch sind sie für gerade einmal zwei Prozent aller Krebserkrankungen verantwortlich. Deutschlandweit wird die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen auf circa 6.800 Menschen geschätzt.
ICD-10: D33 gutartiger Hirntumor C71, bösartiger Hirntumor Synonym: intrakranielle Tumore Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner, Neurologe, Radiologe
Hirntumor Symptome
Die typischen Anzeichen eines Gehirntumors |
---|
häufige starke Kopfschmerzen |
Kopfschmerzen, die sich in der Nacht / im Liegen verschlimmern |
Schwindel |
Übelkeit |
Erbrechen |
Vergesslichkeit |
Wesensveränderungen |
epileptische Anfälle |
Sehstörungen |
Sprachstörungen |
Störungen des Geruchssinnes |
Lähmungserscheinungen |
verlangsamter Puls |
Gangunsicherheiten |
Gefühlsstörungen |
Taubheitsgefühl |
Muskelschwäche |
Schwerhörigkeit |
Schluckstörungen |
Empfindungsstörungen |
Reizbarkeit |
Depressionen |
neu aufgetretene Angstzustände |
Desorientierung |
eingeschränktes Reaktionsvermögen |
Einschlafstörungen |
gestörter Schlaf-/Wachrhytmus |
Teilnahmslosigkeit (Apathie) |
Benommenheit |
Netzhaut-Ödem (Stauungspapille) |
veränderte Sensibilität in Bezug auf Kälte und Wärme |
Zittern |
Schläfrigkeit |
Kopfschmerzen und Hirntumor
Kopfschmerzen werden oft für das typischste Anzeichen für einen bösartigen Hirntumor gehalten. Auch deshalb kreisen die Gedanken von Kopfschmerz-Patienten schnell um die potenziell tödliche Erkrankung. Dazu muss man folgendes sagen:
- Kopfschmerzen sind ein extrem häufiges Gesundheitsproblem. Rund 50-60 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden innerhalb eines Jahres mindestens einmal an Kopfschmerzen.1
- Bösartige Hirntumore hingegen kommen relativ selten vor. Nur etwa 7.000 Menschen erkranken daran pro Jahr. Das sind weniger als 0,01 Prozent der Bevölkerung.2
- Nur etwa jeder zehnte Hirntumor-Patient kommt wegen Kopfschmerzen zum Arzt. Nur etwa 40 Prozent der Betroffenen hat überhaupt Kopfschmerzen.3
Es ist nicht sinnvoll, wegen gelegentlicher Kopfschmerzen in Panik zu verfallen. Die Ursache sollte ärztlich abgeklärt werden. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass den Kopfschmerzen kein Hirntumor als Ursache zugrunde liegt.
Lageabhängige Symptome

Bösartige Hirntumore schädigen durch ihr gewebezerstörendes Wachstum Hirngewebe. Je nach Lage kann das zu unterschiedlichen Störungen der Hirnfunktion führen:
Lage des Tumors | Symptome |
---|---|
Frontallappen | Lähmungserscheinungen, Sprechstörungen (Aphasie, Sprachverständnis intakt, aber motorische Störungen beim Sprechen), Wesensveränderungen (Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit) |
Scheitellappen | Empfindungsstörungen, Werkzeugstörungen (komplexe Handlungsabläufe und Gedankengänge fallen schwer) |
Schläfenlappen | Sprachstörungen (flüssige Aussprache, aber gestörtes Sprachverständnis) |
Symptome eines Hirntumors im Detail
Die Symptomatik eines Hirntumors ist vielfältig. Ein Teil der möglichen Beschwerden ist unspezifisch.
Epileptische Anfälle können auf einen Hirntumor hindeuten, weshalb bei plötzlich auftretenden Anfällen eine eingehende neurologische Untersuchung notwendig ist, die auch einen möglichen Hirntumor ausschließen kann.
Auch neurologische Ausfallerscheinungen können auf einen Tumor innerhalb des Gehirns hinweisen. Hierzu zählen insbesondere halbseitige Lähmungen, Sehstörungen sowie Probleme mit dem Gleichgewicht und Gefühlsstörungen. Auch psychische Veränderungen treten als Folge eines Hirntumors auf.
Hirndruckzeichen
Besonders ernst zu nehmende Symptome eines Hirntumors sind sogenannte Hirndruckzeichen, welche dann entstehen, wenn das gesunde Hirngewebe durch den Tumor verdrängt wird.
Da der knöcherne Schädel den möglichen Ausdehnungsraum beschränkt, steigt der Hirndruck innerhalb der Schädelhöhle. Ein erhöhter Hirndruck äußert sich beispielsweise durch ständig wiederkehrende oder plötzlich regelmäßig auftretende Kopfschmerzen.
Die für Hirntumore typischen Kopfschmerzen treten vor allem nachts oder in den frühen Morgenstunden auf. Sie nehmen schnell an Intensität zu und lassen sich mit gängigen Kopfschmerzmitteln nur unzureichend behandeln.
Auch Übelkeit und Erbrechen können Anzeichen für einen erhöhten Hirndruck sein. Bewusstseinsstörungen, die im schlimmsten Fall zum Koma führen, zählen ebenfalls zu den Hirndruckzeichen.
Weitere mögliche Symptome für einen Hirntumor können Schwindel und eine allmähliche Veränderung des Wesens bzw. Charakters sein. Ferner könnte eine steigende Vergesslichkeit, Sprachstörungen und Gangstörungen für einen Tumor im Gehirn sprechen.
Differentialdiagnose
Ähnliche Symptome können auch bei folgenden Erkrankungen auftreten:
- Migräne
- Multiple Sklerose
- Hirnentzündung
- Hirnblutung
- Hirnödem
- Ischämie
- Hirnabzess
- Blockierung des Hirnasserabflusses
Bei diesen Symptomen sollte ein Arzt konsultiert werden
Kopfschmerzen sowie Übelkeit, Erbrechen und Schwindel gehören zu den unspezifischen Symptomen, die bei einer Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen auftreten können. Beispielsweise auch im Rahmen einer Erkältung, einer Grippe oder eines Magen-Darm-Infekts.
In diesem Zusammenhang muss auf die weitere Symptomatik geachtet werden. Verdächtig ist Kopfschmerz, der neu und insbesondere in der Nacht oder am Morgen auftritt. Nachts im Liegen ist das Blutvolumen im Hirn deutlich höher, wodurch eine mögliche Hirnschwellung in der Nacht ausgeprägter ist.
Epileptische Anfälle gehören insbesondere dann dringend abgeklärt, wenn sie erstmals auftreten. Sollten die Krampfanfälle erstmals nach dem 20. Lebensjahr auftreten, muss ein Hirntumor zwingend ausgeschlossen werden.
Des Weiteren müssen alle Symptome abgeklärt werden, die über einen längeren Zeitraum und/oder mit hoher Intensität auftreten.
Angst vor einem Hirntumor

In unseren E-Mails und Kommentaren lesen wir immer wieder Beiträge von völlig gesunden Menschen, die Angst haben, unter einem Hirntumor zu leiden. Eine ähnliche Häufung von Krankheitsängsten beobachten wir sonst nur bei HIV/AIDS.
Kopfschmerz kein Angstgrund
Es ist wichtig zu wissen, das Kopfschmerz allein noch kein klares Anzeichen für das Vorliegen eines Hirntumors ist. Wer wiederkehrende, starke Kopfschmerzen hat, sollte sie ärztlich abklären lassen. Dabei wird sich in der weit überwiegenden Zahl der Fälle eine vergleichsweise harmlose Ursache – wie Verspannungen oder eine Migräne – finden. Die nötigen Untersuchungen sind in der Regel schmerzlos.
MRT ist schmerzlos
So kann bspw. ein MRT (Magnetresonanztomographie) des Schädels angefertigt werden, um Raumforderungen innerhalb des Schädels auszuschließen. Diese Untersuchung verursacht keinerlei Schmerzen und setzt den Körper auch keiner schädlichen Röntgenstrahlung aus.
Angst vor Hirntumor offen ansprechen
Wer Angst hat, unter einem Hirntumor zu leiden, sollte das beim Arztbesuch offen ansprechen. Nur so ist der Mediziner in der Lage, diese Ängste durch Untersuchungen und Informationen auszuräumen. Sonst läuft man Gefahr eine lapidare Untersuchung zu bekommen. Kopfschmerzen ohne weitere Symptome – wie etwa neurologische Ausfälle – werden in täglichen Praxis oft nicht allzu ernst genommen.
Hirntumor-Kopfschmerzen oft stehr stark
Die Kopfschmerzen, die ein Hirntumor verursacht, werden übrigens von den meisten Betroffenen als extrem stark wahrgenommen. Selbst Migräne-Patienten, die bereits über Jahre starke Kopfschmerzen gewohnt sind, sprechen oft von einer „ganz anderen Qualität“ der Schmerzen, wenn sie von einem Hirntumor betroffen sind.
Quellen
- Umweltbundesamt: Häufigkeit von Kopfschmerzen
- Krebsdaten: Häufigkeit von bösartigen Hirntumoren in Deutschland
- Hirntumor – Warum Hirntumore entarten – TumorDiagnostik & Therapie, 2016, Vol.37(04), pp.170-170 – DOI: 10.1055/s-0042-106838
- Hirntumor-Marker Jahre vor der Diagnose? – DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2017, Vol.142(14)DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2017, Vol.142(14), pp.1021-1021 – DOI: 10.1055/s-0043-110909
- Hirntumor und Kopfschmerz Brain tumor and headache – Kiss, I. ; Franz, M. ; Kilian, M. – Der Schmerz, 1994, Vol.8(3), pp.183-189 – DOI: 10.1007/BF02530396
- Die sekundären Kopfschmerzen – Göbel, Hartmut 2012 – 3., bearbeitete und aktualisierte Auflage – Die Kopfschmerzen: Ursachen, Mechanismen, Diagnostik, Therapie, pp.561-566 – DOI: 10.1007/978-3-642-20695-5_12
- Diagnostik und Therapie des Glioblastoms Diagnosis and management of glioblastoma – Weller, M. ; Tonn, J. ; Ernemann, U. ; Wiestler, O. ; Bamberg, M. – Der Onkologe, 2006, Vol.12(6), pp.500-507 – DOI: 10.1007/s00761-006-1054-2
- Which psychiatric symptoms must raise suspicion about a possible brain tumor – Mardaga S, Al Bassir M, Bracke J, Dutilleux A, Born JD – Rev Med Liege. 2017 Sep;72(9):399-405. – PMID: 28892315
- Headache and Brain Tumor – Hadidchi S, Surento W, Lerner A, Liu CJ, Gibbs WN, Kim PE, Shiroishi MS – Neuroimaging Clin N Am. 2019 May;29(2):291-300. Epub 2019 Feb 20. – doi: 10.1016/j.nic.2019.01.008 – PMID: 30926118
- Brain tumor symptoms as antecedents to uncertainty: an integrative review – Cahill J, LoBiondo-Wood G, Bergstrom N, Armstrong T – J Nurs Scholarsh. 2012 Jun;44(2):145-55. Epub 2012 May 7. – PMID: 22564342 – DOI: 10.1111/j.1547-5069.2012.01445.x
- Signs and symptoms of pediatric brain tumors and diagnostic value of preoperative EEG – Preuß M, Preiss S, Syrbe S, Nestler U, Fischer L, Merkenschlager A, Bertsche A, Christiansen H, Bernhard MK – Childs Nerv Syst. 2015 Nov;31(11):2051-4. Epub 2015 Aug 7 – PMID: 26248670 – DOI: 10.1007/s00381-015-2842-z