
Noch verschlafen am Morgen beim ersten Blick in den Badezimmerspiegel – und plötzlich sitzt der Schreck tief. Der Hals tut weh, die Lymphknoten sind geschwollen. Die beißenden Fragen, die sich sofort auftun: Bin ich krank? Steckt etwas Ernsthaftes dahinter? Oder reagiere ich nur hypochondrisch?
ICD-10: R59 Lymphknotenvergrößerung Fachbegriff: Lymphadenopathie Ärztliche Anlaufstellen: Kinderarzt, Hausarzt, Allgemeinmediziner
Inhaltsverzeichnis
- Ursachen von geschwollenen Lymphknoten
- Was tun?
- Das macht der Arzt
- Typische Körperstellen für Lymphknotenschwellungen
- Lymphknoten – Aufbau, Lage, Anatomie, Funktion
- geschwollene Lymphknoten
Die Ursachen von geschwollenen Lymphknoten
Lapidarinfekte sind die häufigste Ursache für die Schwellung. Nur bei etwa einem Prozent der Betroffenen lässt sich eine ernsthafte Erkrankung diagnostizieren. Also Ruhe bewahren, duschen und in manchen Fällen auf, zum Arzt.
In unserem gesamten Körper sind Lymphknoten verteilt: in den Achselhöhlen und Leistenbeugen, am Becken, Nacken, in der Brust, Bauch und eben am Hals. Das Lymphsystem ist die „Gesundheitspolizei“ des menschlichen Körpers und zeigt mit einer Schwellung der Lymphknoten an, dass etwas im Organismus nicht stimmt. (Wächterfunktion) Das Immunsystem nutzt die Lymphknoten als Sammelstelle. Hier werden die Krankheitserreger bekämpft, die uns krank machen. Sie schwellen häufig an, wenn sich ein Infekt in der Nähe des Knotens ausbreitet.
Einfache Infekte und Kinderkrankheiten
Hinter der Schwellung der Lymphknoten am Hals steckt in den meisten Fällen eine einfachere Erkrankung: Erkältung, Mandelentzündung, andere Entzündungen im Mundraum, wie entzündete Zähne oder auch Kinderkrankheiten, wie Röteln oder Masern sind in den häufigsten Fällen die Ursache. Die geschwollenen Lymphknoten werden meist von anderen Symptomen begleitet – etwa Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, Fieber.
Geschlechtskrankheiten und Krebs
Schwerwiegender sind andere Infektionen, die jedoch deutlich seltener auftreten: Das pfeiffersche Drüsenfieber ist eine typische Krankheit, die geschwollene Lymphknoten am Hals hervorruft. Mit der sogenannten „Kuss-Krankheit“ (über den Speichel übertragen) infizieren sich vorwiegend junge Erwachsene.
Auch HIV bzw. AIDS kommen als Ursache für geschwollene Lymphknoten infrage. Diphtherie, Syphilis oder Tuberkulose zählen ebenfalls zu den möglichen Auslösern.
In seltenen Fällen können verschiedene Krebserkrankungen hinter einer Lymphknotenschwellung stehen. Ärzte ziehen diese Verdachtsdiagnose dann in Betracht, wenn Lymphknoten über einen längeren Zeitraum ohne erkennbare Ursache geschwollen sind. Oder der Lymphknotenschwellung eine bereits bekannte Krebserkrankung vorangegangen ist.
Liste der möglichen Ursachen für geschwollene Lymphknoten am Hals
Die Bandbreite der möglichen Erkrankungen, die als Ursache für eine Schwellung der Halslymphknoten infrage kommen, ist groß:
- Erkältung (virale Infektion der oberen Atemwege)
- Mandelentzündung (Angina)
- Grippe (Influenza)
- Zahnfleischentzündung (Gingivitis)
- Zahnwurzelentzündung
- Röteln
- Masern
- Borreliose
- pfeiffersches Drüsenfieber (Kuss-Krankheit)
- HIV / AIDS
- Diphtherie
- Syphilis
- Sarkoidose (Morbus Boeck)
- Tuberkulose
- verschiedene Krebserkrankungen
Geschwollene Lymphknoten am Hals – das sollte man tun

Gesunde Lymphknoten am Hals haben einen Durchmesser von 0,5 – 1,0 Zentimetern.
Der Arzt sollte aufgesucht werden, wenn Lymphknotenschwellungen länger als ein paar Tage bestehen oder keine weiteren Begleiterscheinungen auftreten oder die Schwellung nur einseitig auftritt.
Ein echtes Warnsignal sind lang anhaltende Schwellungen der Lymphknoten, die mit Gewichtsverlust, Schwäche- und Krankheitsgefühl einhergehen. In diesem Fall ist ein Arztbesuch dringend angezeigt.
Diagnostik: Das macht der Arzt
Der Arzt wird zunächst überprüfen, ob es sich wirklich um die Lymphknoten handelt, die geschwollen sind. Nach der äußerlichen Untersuchung und Befragung kann er meist schon eine Diagnose stellen oder wird weitere Untersuchungen anordnen: Blutbild, Ultraschall oder bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Computertomografie. Ist dann immer noch keine Diagnose möglich, werden Gewebeproben (Biopsie) entnommen und histologisch untersucht.
Behandlungsversuch mit Antibiotika
Bei unklaren Befunden wird zunächst auch oft eine Therapie mit Antibiotika versucht. Vermutet der Arzt eine lokale Infektion als Ursache der Lymphknotenschwellung wird er möglicherweise ein Breitbandantibiotikum verordnen und den Knoten nach einer Woche erneut begutachten.
Lage und Bezeichnung der Lymphknoten am Hals

Es gibt zahlreiche Lymphknoten in der Halsregion. Sie werden nach ihrer anatomischen Lage bezeichnet:
Englisch | Deutsche Bezeichnung |
parotid lymph node | Ohrspeicheldrüsenlymphknoten |
tonsillar lymph node | Mandellymphknoten, Tonsillenlymphknoten |
preauricular lymph node | präaurikulärer (vor dem Ohr) Lymphknoten |
posterior ear lymph node | hinterer Ohrlymphknoten |
occipital lymph node | okzipitaler Lymphknoten, Hinterhauptlymphknoten |
superficial cervical lymph node | oberflächlicher zervikaler Lymphknoten, oberflächliche Halslymphknoten |
posterior cervical lymph node | hinterer zervikaler Lymphknoten, hinterer Halslymphknoten |
chin lymph node | Kinnlymphknoten |
submandibular lymph node | submandibulärer Lymphknoten, Unterzungenlymphknoten |
deep cervical lymph node | tiefer zervikaler Lymphknoten, tiefer Halslymphknoten |
supraclavicular lymph node | supraklavikulärer Lymphknoten, Lymphknoten oberhalb des Schlüsselbeins |
Typische Körperstellen für Lymphknotenschwellungen

Foto: Alila Medical Media | Shutterstock
Körperstelle | Beschreibung |
---|---|
Achseln | häufig, z.B. bei allgemeinen Infekten |
Arm | eher selten, in den Armbeugen, z.B. lokale Infektionen |
Bauch | eher selten, schwer ertastbar |
Hals | häufig, z.B. bei Infekten im Mundraum (Zähne, Kiefer) |
Kniekehlen | eher selten, z.B. lokale Infektionen |
Leiste | häufig, z.B. bei Harnwegsinfekten |
Fachbegriffe
Begriff | Bedeutung |
Lymphadenitis | reaktive Lymphknotenschwellung in Folge einer akuten und chronischen Infektion |
Lymphadenopathie | Schwellung der Lymphknoten |
Wächterlymphknoten / Sentinellymphknoten | In der Krebstherapie untersucht man Lymphknoten in der Nähe des Tumors auf Tumorzellen, um festzustellen, ob der Krebs bereits gestreut hat. |
Wichtig: Tritt eine Lymphknotenschwellung länger als zwei Wochen auf, sollte immer ein Arzt konsultiert werden. Dann ist es wichtig, die Ursache herauszufinden, die unsere „Gesundheitspolizei“ so lange Alarm schlagen lässt.
Quellen und weiterführende Literatur
- Lymphknoten – Bubendorf, Lukas ; Feichter, Georg E ; Obermann, Ellen C ; Dalquen, Peter Klöppel, Günter (Editor) ; Kreipe, Hans H (Editor) ; Remmele, Wolfgang (Editor) 2011 – Dritte, neubearbeitete Auflage – Pathologie: Zytopathologie, pp.477-527 – DOI: 10.1007/978-3-642-04562-2_24
- Infektion oder malignes Geschehen? : Geschwollener Lymphknoten – Dietzfelbinger, Hermann – MMW Fortschritte der Medizin, August 2010, Vol.152(36), pp.27-9 – DOI: 10.1007/BF03366970
- 4.3 Lymphbahnen und Lymphknoten. In Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem. – Stuttgart: Georg Thieme Verlag. – 4. Auflage – DOI: 10.1055/b-0036-131178