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Was ist Migräne?
Die Migräne ist eine Kopfschmerzerkrankung. Viele Betroffene leiden regelmäßig unter stunden- oder tagelangen Kopfschmerzattacken, die von weiteren Symptomen – wie der sog. Migräne-Aura – begleitet werden. Eine Sonderform der Migräne ist die „Migraine sans Migräne“ – also die „Migräne ohne Migräne“ – bei der eine Migräne-Aura ohne Kopfschmerzen auftritt.
Pochender Schmerz, tränende Augen, Übelkeit bis hin zu Erbrechen – Migräne Betroffene leiden unter komplexen Symptomen. Oftmals werden sie von Menschen, die nicht von Migräne betroffen sind, nicht ernst genommen. Manche Menschen halten sie für eine Ausrede, um unliebsame Beschäftigungen aus dem Weg zu gehen. Doch wer an Migräne leidet, hat mit mehr zu kämpfen als leichten Kopfschmerzen. Bleibt die Migräne unbehandelt, kann sie Betroffene für Tage aus dem Leben werfen.
Aber es gibt Hilfe in Form Medikamenten. Menschen, die an ungeklärten Kopfschmerzen leiden, sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen, um den Grund der Schmerzen zu erforschen.
Symptome und Anzeichen
Das Leitsymptom der Migräne sind starke Kopfschmerzen. Wenn die folgenden Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, deutet das auf eine Migräne hin. Dieser „Selbsttest“ ersetzt jedoch keinesfalls den Gang zum Arzt. Bei neu auftretenden Kopfschmerzen ist ein Arztbesuch empfohlen, um behandlungsbedürftige Ursachen auszuschließen.
- Tritt der Schmerz einseitig auf?
- Handelt es sich um einen pochenden Schmerz?
- Verschlimmert sich der Schmerz bei Bewegung?
- Leiden Sie an Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen?
- Dauert die Kopfschmerzattacke unbehandelt bis zu drei Tage?
Ein Teil der Betroffenen leidet unter begleitenden Beschwerden. Migränepatienten klagen über tränende Augen und geschwollene Augenlider, bei einigen Patienten geht der eigentlichen Kopfschmerzattacke eine sogenannte Aura voraus. Die Migräneaura führt zu Wahrnehmungsstörungen oder einem Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Händen, die Patienten sehen verschwommen oder haben partielle Lähmungserscheinungen.
Ursache & Auslöser
Die Ursache der Migräne ist bislang nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass Migräne zumindest teilweise genetisch bedingt und damit vererbbar ist.
Die Auslöser von Migräneattacken – sogenannte Trigger – können von Patient zu Patient verschieden sein. Als typische Trigger gelten Genussmittel wie Alkohol – hier vor allem Rotwein – oder Hartkäse. Bei anderen Patienten führen Stress, zu viel oder auch zu wenig Schlaf, unregelmäßige Schlaf- und Wachphasen oder zu wenig Flüssigkeitsaufnahme zu Migräneanfällen. Viele Frauen leiden verstärkt während der Menstruation unter Migräne. Welche Trigger beim einzelnen Patienten zu Kopfschmerzen führen, muss individuell ausgetestet werden.
Eine Migräne tritt gehäuft in der Altersgruppe zwischen 25 und 45 Jahren auf. Frauen sind öfter als Männer betroffen. Vor dem Migräneanfall kommt es bei vielen Personen zu Heißhungerattacken, Geräuschempfindlichkeit oder Müdigkeit.
Medikamente
In den meisten Fällen kann Migräne mit Medikamenten erfolgreich behandelt werden. Es können jedoch nur die Symptome gelindert werden, derzeit gibt es noch keine Behandlungsmethode, die die Migräne ursächlich bekämpft.
Schmerzmedikamente: Bei leichteren Formen der Migräne können Erfolge schon mit Analgetika wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol erzielt werden. Oft hilft auch eine Kombination der einzelnen Mittel. So konnten bei vielen Patienten durch einen Wirkstoffmix aus Paracetamol, ASS und Koffein gute Erfolge erzielt werden.
Triptane: Doch bei vielen Migränepatienten wirken diese Stoffe nicht ausreichend und sie greifen daher auf Triptane zurück. Triptane wirken genau dort im Gehirn, wo die Migräne entsteht und wirken auch gegen die Begleiterscheinungen der Migräne. Es gibt verschiedene Triptane, die unterschiedlich stark und lange wirken. Auch hier muss wieder zusammen mit dem behandelnden Arzt getestet werden, welches Triptan für den Patienten geeignet ist. Es kann durchaus sein, dass ein Triptan nicht zum gewünschten Erfolg führt, dann sollte ein anderes ausprobiert werden. Ist das passende Medikament gefunden, ist es ratsam, bei diesem zu bleiben und keine weiteren Medikamente zu probieren.
Triptane gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen, die gebräuchlichste ist hierbei die Tablette. Es gibt Triptane auch in Form von Zäpfchen, Nasenspray oder Injektionen. Triptane sollten eingenommen werden, sobald die Migräne einsetzt. Abzuwarten, ob der Schmerz vielleicht von allein oder durch andere Maßnahmen abklingt, ist nicht ratsam, denn Triptane wirken am besten, wenn sie sofort zu Beginn der Attacke eingenommen werden.
Die Akutbehandlung während der Migräneattacken ist jedoch nur ein Weg zum Erfolg. Migränepatienten sollten dem Auftreten der Kopfschmerzen so gut wie möglich vorbeugen und müssen daher wissen, was bei ihnen zu einem Anfall führt.
Vorbeugung
Eine erfolgreiche Prophylaxe verlangt einiges an Disziplin, doch einem Migräneanfall vorzubeugen ist sinnvoller, als ihn mit Medikamenten zu lindern.
Die Auslöser aus der Umwelt sollten möglichst vermieden werden. Wer auf Alkohol, Schokolade, Kaffee oder Wein mit Kopfschmerzen reagiert, sollte auf diese Nahrungsmittel möglichst komplett verzichten.
Weiterhin ist es für Betroffene ratsam, einen strengen Schlafrhythmus einzuhalten. Gerade am Wochenende fällt das nicht leicht – doch sollte an den freien Tagen möglichst nicht ausgeschlafen werden. Das heißt, auch am Wochenende den Wecker stellen und auch etwa zur gleichen Zeit ins Bett gehen wie an Arbeitstagen. Zu langes Schlafen fördert die Entstehung von Migräne.
Autogenes Training, Sport, Yoga oder Entspannungsübungen helfen allgemein dabei, Stress abzubauen und zu entspannen. Manchen Betroffenen helfen Pfefferminzöl oder kühle Umschläge. Einige erfahren Besserung durch frische Luft, wieder andere fühlen sich am wohlsten, wenn sie in einem dunklen und kühlen Raum liegen.
Kopfschmerztagebuch
Bei Prophylaxe, akuter Behandlung und Vermeidung von Migräneattacken gilt, dass jeder Patient selbst herausfinden muss, welche Therapie und welches Verhalten sich am besten eignen. Eine Empfehlung ist das Schreiben eines Kopfschmerztagesbuchs, in dem genau festgehalten wird, was gegessen wurde, wie lange man geschlafen hat und wann genau die Kopfschmerzen auftraten.
Wie gefährlich ist Migräne?
Patienten, die die Migräne mit Triptanen behandeln und an mehr als 10-15 Tagen im Monat diese Medikamente einnehmen, laufen Gefahr, den Schmerz weiter zu „züchten“. Ärzte sprechen dann von tabletteninduzierten Kopfschmerzen. Die Schmerzen treten also aufgrund der Einnahme der Medikamente auf.
Insbesondere Patienten, die unter Migräne mit Aura leiden, haben offenbar ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Daher sollten Betroffene unbedingt in regelmäßigen Abständen neurologisch und kardiologisch untersucht werden, um mögliche Anzeichen möglichst früh zu erkennen und gegensteuern zu können.
Migräne ohne Aura
In den allermeisten Fällen verläuft eine Migräne ohne Aura. Typisch ist ein halbseitiger Kopfschmerz, der mit Übelkeit, Gereiztheit, innerer Unruhe, starker Erregung und Stimmungsschwankungen einhergehen kann. Diese Symptome sind mehr oder weniger stark ausgeprägt und hängen von der Dauer und der Intensität der Migräneattacke ab. Der Kopfschmerz kann pulsierend oder pochend sein.
Migräne mit Aura
Bei einigen Patienten wird die Migräne von einer Aura begleitet. Hierbei handelt es sich um Sehstörungen, die meistens nur 10 bis 20 Minuten andauern und zu einem teilweisen Gesichtsfeldausfall führen können. Typisch ist das Flimmerskotom. Im Sichtfeld (auch mit geschlossenen Augen) treten helle Blitze auf, die sich zuerst auf einen Punkt konzentrieren und dann eine gezackte Form annehmen, einen Kreis bilden und langsam an den Rand des Gesichtsfeldes wandern.
Vom Flimmerskotom sind beide Augen betroffen. Das Flimmerskotom ist oftmals schmerzlos, wobei die Kopfschmerzen im Anschluss daran oder einige Stunden später einsetzen können.
Tritt eine Migräne-Aura ohne Kopfschmerzen auf, spricht man von der „Migraine sans Migraine“ (dt. Migräne ohne Migräne)
- Migräne: Schmerzmittel können zu Kopfschmerzen führen
- Botox zeigt Wirkung gegen Migräne
- Hirntumor Symptome – typische Anzeichen erkennen
Quellen und weiterführende Literatur
- ICD-10: G43 Migräne
- Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner, Schmerzspezialist, Neurologe
- Migräne : Diagnostik – Therapie – Prävention – Autoren: Hartmut Göbel – DOI: 10.1007/978-3-642-25558-8
- Die Kopfschmerzen : Ursachen, Mechanismen, Diagnostik, Therapie – Autoren: Göbel, Hartmut – DOI: 10.1007/978-3-642-20695-5
- Migräne – ein Buch mit sieben Siegeln? : 100 Fragen und 100 Antworten – Autoren: Diener, Hans-Christoph – ISBN: ISBN : 3-13-116723-8
- Neurologische Pathophysiologie : Ursachen und Mechanismen neurologischer Erkrankungen – Autoren: Sturm, Dietrich, Biesalski, Anne-Sophie, Höffken, Oliver – ISBN: 978-3-662-56783-8
- Migraine and Diet – Autoren: Parisa Gazerani – Publikation: Nutrients 2020, 12(6), 1658; – DOI: 10.3390/nu12061658
- Exercise and Migraine Prevention: a Review of the Literature – Autoren: Mark Barber, Anna Pace – Publikation: Curr Pain Headache Rep. 2020 Jun 11;24(8):39 – DOI: 10.1007/s11916-020-00868-6