Niedriger Blutdruck (Hypotonie) - Symptome, Ursachen, Behandlung

Hypotonie - Symptome eines niedrigen Blutdrucks

Hypotonie – Symptome eines niedrigen Blutdrucks (Abb.: Designua | Shutterstock)

Was ist eine Hypotonie?

Als Hypotonie (Synonym: Hypotension) wird ein dauerhaft niedriger Blutdruck bezeichnet. Als Grenzwerte gelten 110/60 mmHg bei Männern und 100/60 mmHg bei Frauen.

ICD-10: I95 Hypotonie Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner, Kardiologe

Lesezeit: 5 Minuten

Unter einem niedrigen Blutdruck (medizinisch: Hypotonie) versteht man einen Blutdruck, der unterhalb des Normbereichs liegt. Die Grenzwerte sind international verschieden. Während in Deutschland schon ein Blutdruck von systolisch unter 110 (Männer) bzw. 100 (Frauen) mmHg als Hypotonie gilt, ist das bspw. in den USA erst unterhalb von 90 mmHg der Fall.

Ein niedriger Blutdruck muss keinen Krankheitswert haben. Es gibt aber eine ganze Reihe von medizinischen Ursachen für niedrigen Blutdruck, die einer Behandlung bedürfen.

Hypotonie Symptome

Die typischen Anzeichen für einen niedrigen Blutdruck
Blässe
Zittern
Schwindel (besonders morgens und auch sonst beim Lagewechsel vom Liegen/ Sitzen zum Stehen)
Kopfschmerzen
Herzrasen
schnelle Erschöpfbarkeit
verminderte Leistungsfähigkeit
Konzentrationsstörungen
chronische Müdigkeit
Abgeschlagenheit
kalte Hände und Füße
Kreislaufzusammenbrüche
Atemnot
Appetitverlust
Reizbarkeit
schlechte Laune, depressive Verstimmungen
Stimmungsschwankungen
Wetterfühligkeit
Tinnitus (Ohrgeräusche)
hohes Schlafbedürfnis
beschleunigter Puls
Augenflimmern
Patienten schildern "mir wird schwarz vor Augen" (Lagewechsel, beim Aufstehen morgens)
Antriebsschwäche
Schweißausbrüche
Schlafstörungen
Sternchensehen
Ohnmacht

Was tun?

Wer den Verdacht hat, unter einem niedrigen Blutdruck zu leiden, sollte das durch regelmäßige Messungen überprüfen. Eine Blutdruckmessung kann mit einem Messgerät selbst zu Hause oder beim Arzt oder in der Apotheke vorgenommen werden.

Bei dauerhaft zu niedrigen Blutdruckwerten sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Der Hausarzt bzw. Allgemeinmediziner ist hierfür die richtige erste Anlaufstelle. Er kann ggf. an Spezialisten – wie Kardiologen – weiterverweisen.

Mögliche Ursachen für einen niedrigen Blutdruck

Wichtig ist die Abklärung der Hypotonie-Ursache. Dafür kommen bspw. infrage:

  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
  • Blutmangel (bspw. nach Blutverlust)
  • wiederkehrende Durchfälle oder Erbrechen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Herzinsuffizienz oder andere Herzerkrankungen
  • Erkrankungen des Gefäßsystems
  • Blutarmut (Anämie)
  • Störungen des Hormonhaushalts

Ohne organische Ursache kein Krankheitswert

Sofern eine Hypotonie nicht durch eine ursächliche Erkrankung hervorgerufen wurde, handelt es sich nicht um eine Krankheit. Zumindest international. Deutschland ist das einzige Land, in dem ein „grundloser“ primärer, niedriger Blutdruck als Krankheit gilt.

Gefährlich kann ein niedriger Blutdruck bei älteren Menschen werden. Zum Beispiel dann, wenn es durch einen plötzlichen Lagewechsel zur Ohnmacht kommt und sie dabei stürzen. Bei Schwangeren gilt es, die Symptome im Auge zu behalten. Ein leichter Blutdruckabfall ist in den ersten Monaten normal. Er sollte sich spätestens nach dem sechsten Monat wieder normalisieren.

Krankheiten mit niedrigem Blutdruck als Symptom

Bei folgenden Krankheiten kann ein niedriger Blutdruck als Teil der Symptomatik auftreten:

Was hilft bei niedrigem Blutdruck?

Auch wenn ein niedriger Blutdruck für die menschliche Gesundheit nicht so gefährlich wie Bluthochdruck ist, kann der Leidensdruck bei den Betroffenen erheblich sein. Sie klagen über Schwindel, Müdigkeit und haben das Gefühl, nicht so richtig „in die Gänge“ zu kommen. Besonders morgens benötigen sie eine lange Anlaufzeit, die oft von Schwindelgefühl und Lustlosigkeit begleitet ist.

Medikamente

Natürlich gibt es Medikamente, mit denen man den Blutdruck erhöhen kann. In erster Linie handelt es sich dabei um Sympathomimetika. Diese Arzneimittel stimulieren über hormonelle Mechanismen den Sympathikus.

Er ist der aktive Teil des vegetativen Nervensystems und sorgt unter anderem dafür, dass sich die Blutgefäße verengen. Dadurch steigt der Blutdruck. Doch in der Medizin ist man eher zurückhaltend mit einer Verordnung von Arzneimitteln gegen niedrigen Blutdruck. Man setzt zunächst auf einfache Maßnahmen, um den Blutdruck auf Trab zu bringen:

Bewegung – Sport

Das erste Mittel der Wahl, die Symptome eines niedrigen Blutdrucks zu lindern, ist und bleibt ausreichend Bewegung. Am besten eignen sich dafür Ausdauersportarten, wie die Triathlon-Disziplinen, Schwimmen, Radfahren und Laufen.

Bereits im Bett lässt sich der Kreislauf auf Trab bringen: Im Liegen die Beine in die Luft strecken und ein wenig Rad fahren. Oder die Beine einfach im Wechsel strecken und anwinkeln. Ratsam ist es zudem, morgens nicht gleich aufzuspringen, sondern langsam, über die Sitzposition, aufzustehen.

Gefäß-Training

Mit Wechselduschen lassen sich die Gefäße trainieren. Je nach Temperatur ziehen sie sich zusammen oder weiten sich. Das ist gewissermaßen ein Muskeltraining für die Gefäße.

Von den Füßen aufwärts geht es – warm und kalt im Wechsel – mit dem Wasserstrahl Richtung Körpermitte. Das Gleiche an den Armen. Dieser blutdrucksteigernde Prozess lässt sich durch eine Massage mit dem Luffaschwamm oder einer Bürste noch verstärken.

Richtig essen

Dass Kaffee oder Tee den Kreislauf ankurbeln, ist hinlänglich bekannt. Doch auch bestimmte Nahrungsmittel können unterstützend wirken.

Zum Beispiel Lebensmittel, die Saponine enthalten. Das sind unter anderem Lakritze, Hülsenfrüchte oder Hafer. Einige Gewürze kurbeln ebenfalls den Kreislauf an, wie zum Beispiel Ingwer und Chili. Auch salzhaltige Nahrung erhöht das Flüssigkeitsvolumen der Gefäße und damit den Blutdruck.

Essenzielle vs. sekundäre Hypotone

Eine Hypotonie ohne zugrunde liegende Grunderkrankung wird essenzielle Hypotonie genannt. Liegt der Blutdruckreduktion eine organische Erkrankung zugrunde, spricht man von einer sekundären Hypotonie.

Folgen

Eine Hypotonie ohne zugrundeliegende Grunderkrankung erhöht die statistische Lebenserwartung. Betroffene sind aber anfälliger gegenüber blutdrucksenkenden Faktoren (Medikamente, Nahrung, Aktivitäten und Erkrankungen).


Medizinjournalist
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Sebastian () arbeitet seit Jahren für medizinische Onlinemedien. Er engagiert sich ehrenamtlich in BOINC-Projekten zur Krebsforschung. Sebastian ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Berlin.

Quellen und Literatur

  • Arterielle Hypotonie und Synkopen in Innere Medizin – Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems S. 14, Lehrbuch – Autor: Prof. Dr. med. Wolfgang Piper – DOI: 10.1007/978-3-540-33729-4_1
  • Hypotonie in Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie in der Inneren Medizin S. 126-127 – Autor: Brunkhorst, R – DOI: 10.1016/B978-3-437-42502-8.00061-9
  • Wann Blutdruck messen bei orthostatischer Hypotonie? Publikation: DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2018, Vol.143(01)DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2018, Vol.143(01), pp.8-9 – DOI: 10.1055/s-0043-120935
  • Hypotonie ist mit Suizidgedanken assoziiert – Doch nicht ganz ungefährlich? Publikation: MMW – Fortschritte der Medizin, 2018, Vol.160(Supplement 1), pp.3-3 – DOI: 10.1007/s15006-018-0303-9
  • Arterielle Hyper- und Hypotonie assoziiert mit Psychopharmaka: eine Risikobewertung basierend auf den Fachinformationen Autoren: Freudenmann, Roland ; Freudenmann, Ninja ; Zurowski, Bartosz ; Schönfeldt-Lecuona, Carlos ; Maier, Ludwig ; Schmieder, Roland ; Lange-Asschenfeldt, Christian ; Gahr, Maximilian – Publikation: DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2017, Vol.142(16)DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2017, Vol.142(16), pp.e100-e107 – DOI: 10.1055/s-0043-111739
  • Arterielle Hypotonie in Innere Medizin – Autor: Baenkler, Hanns-Wolf – DOI: 10.1055/b-0035-105716
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