
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Borreliose?
- Symptome
- Wie gefährlich ist die Borreliose?
- Krankheitsverlauf
- Was tun?
- Verbreitung & Infektion
- Ursachen
- Was macht der Arzt?
- Behandlung
- Vorbeugung
Was ist eine Borreliose?
Die Borreliose (Lyme-Krankheit) ist eine Bezeichnung für Infektionskrankheiten, die durch Borrelien ausgelöst werden. Die primär durch Zecken übertragenen Bakterien können im menschlichen Organismus vielfältige Krankheitssymptome auslösen, was die Diagnose einer Borreliose erschwert.
Symptome
Der Verdacht auf eine Borreliose besteht immer dann, wenn die im Folgenden aufgeführten Symptome auftreten – bzw. mehr als drei davon. Zu ihnen gehören eine anhaltende Müdigkeit, Mattigkeit und Erschöpfung – ohne, dass diese durch eine körperliche Anstrengung gerechtfertigt wäre. Auch können starke Schmerzen in den Gelenken, Rückenschmerzen und Nackenschmerzen auftreten, die ohne Behandlung wieder zurückgehen.
Kopfschmerzen sind ein weiteres häufig auftretendes Symptom. Dabei handelt es sich in der Regel um diffuse, teils ring- oder kappenförmige heftige Schmerzen. Auch Schmerzen in den Haarwurzeln beim Kämmen sind charakteristisch. Zungenschmerzen und Rachenschmerzen, die häufig einseitig auftreten, gehören ebenfalls zum möglichen Beschwerdebild.
Immer wiederkehrende und hartnäckige Nasennebenhöhlenentzündungen mit Schwellungen der Schleimhäute können ebenso auftreten wie geschwollene Lymphknoten am Hals, in den Leisten und unter den Achseln.
Wer ständig Muskelschmerzen oder Muskelkater hat, ohne dass das durch besondere Belastung erklärbar wäre, sollte auch an Borreliose denken.
Schmerzsymptome
- Sehnenschmerzen, vor allem an der Achillessehne
- Schmerzen in einem Arm oder Bein (Bannwarth-Syndrom)
- Tennis- oder Golfarm
- Karpaltunnelsyndrom
- Schmerzen der Fußsohle (besonders morgens)
- Schmerzen im Bereich der Rippen, verbunden mit einem veringerten Atemvolumen und einem Engegefühl im Brustkorb
- brennende Schmerzen und Taubheitsgefühle auf der Haut
- plötzliche stichartige Schmerzen
Symptome im Bereich der Augen
- Augenfunktionsstörungen
- Augenmuskelschmerzen
- Doppelsehen
- Pupillenstörungen
- Lidschwäche
- Augenentzündungen
- Augenbrennen
- Fremdkörpergefühle
Empfindungsstörungen
- Funktionsstörungen wie Hörsturz
- Schwindel
- Tinnitus
- Beeinträchtigungen des Geschmacks- und Geruchssinnes
- Veränderungen des Temperaturempfindens
- Schweißausbrüche
- abwechselnd Hitzewallungen wie im Klimakterium (auch bei Männern)
- glühendes Gesicht (ohne Fieber)
- sexuelle Störungen wie Libidoverlust
- Erektionsstörungen
- schmerzende Brüste
- Regelstörungen
- urologische Störungen
- häufiges Wasserlassen
- Inkontinenz
- Leistenschmerzen
Stoffwechsel-Symptome
- Blähungen
- Magenschmerzen
- Völlegefühl
- Appetitmangel
- Durchfall
- Verstopfung
- Unverträglichkeiten in Bezug auf bestimmte Lebensmittel oder Lebensmittelbestandteile
- Übersäuerung
- Stoffwechselstörungen
- erhöhte Cholesterinwerte
- Schilddrüsenstörungen wie die Schilddrüsenunterfunktion – die so genannte Hashimoto-Thyreoiditis
Neurologische Symptome
- Irritationen der Nerven des Hirns
- Facialisparese (vor allem im Frühstadium), d.h. eine Gesichtslähmung
- Muskelzucken verschiedener Regionen
Mentale & Psychische Symptome
- Störungen des Serotoninhaushaltes
- Angstzustände
- Gereiztheit
- Aggressionen
- Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen
- Alpträume
- bei Kindern ADHS
- Streitsucht
- zwanghaftes Verhalten
- Erscheinungen
- Psychosen
- manisch-depressive Episoden
- Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
- Ablenkbarkeit
- Konzentrationsstörungen
- verminderte Lernfähigkeit
- Orientierungslosigkeit
- starke Gedächtnisverluste wie bei Alzheimer
- Wahnvorstellungen
Sonstige Symptome
- Wanderröte
- Lymphocytom
- Zigarettenpapierhaut (dies bei vorhandener Acrodermatitis chronica atrophicans)
- diffuser Haarausfall
- Nagelveränderungen wie Rillen und Brüchigkeit
- nächtliches Herzrasen ohne, dass eine Anstrengung vorausging
- starkes Ansteigen des diastolischen Blutdruckwerts auf mehr als 90 mm Hg
Krankheitsverlauf
Die gute Nachricht ist, dass ein intaktes Immunsystem den Erreger meist problemlos in Schach hält, der Biss insofern völlig folgenlos bleibt. Allerdings kann er im Wirtskörper überleben und bei einer irgendwann auftretenden Immunschwäche die Krankheit zum Ausbruch bringen. Dass in solchen Fällen der Zusammenhang schwer herzustellen ist, liegt auf der Hand.
So ist leider festzuhalten, dass der Laie nahezu chancenlos ist, wenn es darum geht, die späteren Stadien der Erkrankung einzuschätzen und teilweise überaus belastende, chronisch auftretende Symptome mit einem vor langer Zeit erfolgten Insektenbiss in Zusammenhang zu bringen.
Die Krankheit verläuft typischerweise in 3 Stadien:
- Im ersten Stadium tritt an der Stelle des Zeckenstichs eine Rötung auf, die
- im 2. Stadium von Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen sowie Schwellungen der Lymphknoten begleitet wird. Gelegentlich kommt es zu Herzrhythmusstörungen, Ausfällen des Nervensystems sowie Gehirnbeteiligungen.
- Im 3. Stadium treten Gelenkentzündungen, insbesondere an den Knie- und Fingergelenken sowie Zehen- und Handwurzelgelenken oder eine Beteiligung von Hirn und Hirnhaut auf.
Was tun?
Wer einen Zeckenbiss bemerkt, tut man gut daran, die Zecke möglichst bald zu entfernen, da die Erreger erst nach mehrstündiger Saugdauer in den Wirtskörper übergehen können
Ist es letztlich dazu gekommen, entwickelt die Mehrzahl der Betroffenen an der Bissstelle nach einiger Zeit die sogenannte Wanderröte (lat. Erythema migrans). Diese ist einer der wenigen sicheren Hinweise auf eine Infektion.
Kommt die Krankheit zum Ausbruch, kann sie langfristig eine Vielzahl von Symptomen verursachen. Man spricht von einer in drei aufeinanderfolgenden Stadien ablaufenden multisystemischen Erkrankung.
Treten mehrere der genannten Symptome auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Was macht der Arzt?
Dieser wird ein wenig Blut abnehmen, um anhand einer Laboranalyse eine Borreliose feststellen oder ausschließen zu können.
Da die Beschwerden recht unspezifisch sind und das ganze Spektrum klinischer Symptomatik abdecken, können weitere Untersuchungen nötig sein, um eine klare Diagnose zu stellen.
Auch bei diagnostizierter Borreliose können die Symptome durch eine zusätzlich verstehende, andere Erkrankung verursacht werden. Um hier keine notwendige Therapie zu versäumen, wird man sämtlichen Verdachtsdiagnosen nachgehen.
Behandlung
Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Zur Behandlung werden Antibiotika wie Tetracycline oder Amoxycillin eingesetzt.
Verbreitung & Infektion
Borreliose ist weltweit verbreitet und ist in Europa die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit.
Während ein wirksamer Impfstoff vor der selteneren Erkrankung FSME zur Verfügung steht, gibt es gegen Borreliose keine Schutzimpfung. Da etwa 35 % der Zecken mit Borrelien (Schraubenbakterien) befallen sind, erkranken nach einem Zeckenstich in Deutschland ca. 3-6 % der Betroffenen.
Als Erregerreservoir dienen kleine Nagetiere, Vögel sowie Rehe und Hirsche, die von Zecken befallen sind. Nach einem Zeckenstich kann die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit stark variieren. Oft treten erst nach mehreren Wochen Symptome auf.
Ursachen & Entstehung

Eine Borreliose wird durch Zeckenbisse von infizierten Zecken übertragen. Besonders in den Sommermonaten sitzen Zecken in den Gräsern und lauern auf ihre Wirte (Menschen, Hunde, Katzen und andere Säugetiere). Dabei sucht sich die Zecke bevorzugt warme, feuchte und dunkle Körperstellen.
Da der Zeckenspeichel entzündungshemmend wirkt, bemerken viele Menschen und Tiere den Zeckenbiss so lange nicht, bis die Zecke deutlich sichtbar und mit Blut vollgesogen am Körper zu erkennen ist.
Je länger die Zecke am Körper hängt, umso höher ist die Gefahr der Borreliose-Infektion für den Wirt. Die Zecke sollte sofort nach Entdeckung mit speziellen Zeckenhaken oder Zeckenkarten entfernt werden.
Wie gefährlich ist die Borreliose?
Gefährlich ist die Erkrankung vor allem in der Schwangerschaft und für ohnehin gesundheitlich geschwächte Menschen. Die vielfältige Symptomatik macht es schwer, darüber hinaus Aussagen zu treffen.
In vielen Fällen verläuft eine Borreliose unerkannt und symptomfrei. In Einzelfällen kann sie eine sogar lebensbedrohliche Symptomatik auslösen.
Wenn nach einem Zeckenbiss der Verdacht auf eine Infektion mit Borrelien besteht, sollte dem auf jeden Fall nachgegangen werden, um eine eventuelle Ausbreitung zu verhindern und das Risiko von Komplikationen zu senken.
Vorbeugung
Bei längerem Aufenthalt oder Spaziergängen im Wald empfiehlt sich das Tragen geschlossener heller Kleidung sowie geschlossenen Schuhwerks als Schutz vor Zecken. Nach dem Aufenthalt in der Natur sollte der Körper nach Zecken abgesucht und wenn möglich, die Kleidung gewechselt werden.
Wird dabei eine Zecke entdeckt, so muss diese schnellstmöglich entfernt werden. Die Zecke darf nicht gequetscht werden, sondern sollte mit einer Zeckenentfernungskarte oder -zange entfernt werden.
Nach erfolgter Entfernung der Zecke muss die Stichstelle gereinigt und desinfiziert sowie die Wunde ein paar Tage beobachtet werden. Auf Hausmittel wie Öl, Klebestoff oder Wachs sollte verzichtet werden.
- FSME Symptome: Die typischen Anzeichen erkennen
- Geschwollene Lymphknoten – Lage, Ursache und was tun?
- Augenlid zuckt – Ursachen von Augenlidzucken – Was tun?
Quellen und weiterführende Literatur
- ICD-10: A69.2 Lyme-Krankheit
- Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner
- Symptomatik und Diagnostik der Lyme-Borreliose – Autoren: Kramer, M. D ; Moter, S. E ; Hofmann, H ; Schaible, U. E ; Simon, M. M ; Wallich, R – Publikation: DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, 2008-03-25, Vol.118 (12), p.423-427 – DOI: 10.1055/s-2008-1059345
- Die Borreliose hat viele Gesichter: Zielführende Diagnostik nach Zeckenstich – Autoren: Stiefelhagen, Peter – Publikation: MMW Fortschritte der Medizin, 2020-04, Vol.162 (7), p.20-21 – DOI: 10.1007/s15006-020-0373-3
- Lyme-Borreliose als Ursache für chronische HWS-Beschwerden mit Ausstrahlung in die obere Extremität – Autoren: Lackenbauer, W ; Janssen, J – Publikation: manuelletherapie, 2017-02, Vol.21 (1), p.43-46 – DOI: 10.1055/s-0042-123728
- Durch Zecken übertragbare Erkrankungen: Von der Lyme-Borreliose über das Q-Fieber bis zur FSME – Autoren: Wendt, Sebastian ; Trawinski, Henning ; von Braun, Amrei ; Lübbert, Christoph – Publikation: CME (Berlin, Germany), 2019, Vol.16 (5), p.53-71 – DOI: 10.1007/s11298-019-6903-6
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- Lyme borreliosis: clinical case definitions for diagnosis and management in Europe – Autoren: G Stanek, V Fingerle, K-P Hunfeld, B Jaulhac, R Kaiser, A Krause, W Kristoferitsch, S O’Connell, K Ornstein, F Strle, J Gray – Publikation: Clin Microbiol Infect. 2011 Jan;17(1):69-79. – DOI: 10.1111/j.1469-0691.2010.03175.x
- Neurologic manifestations of Lyme Borreliosis – Autoren: G Summer, T A Rupprecht – Publikation: Rev Neurol (Paris). Sep-Oct 2019;175(7-8):417-419. – DOI: 10.1016/j.neurol.2019.07.012
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