
Inhaltsverzeichnis
- Was ist das Karpaltunnelsyndrom?
- Symptome
- Erste Anzeichen
- Was macht der Arzt?
- Heilungschancen
- Operation vs. Schiene und Kortison
- Diffentialdiagnosen
Was ist das Karpaltunnelsyndrom?
Als Karpaltunnel wird der Raum zwischen den Handwurzelknochen und dem darüber liegenden Karpalband bezeichnet. Durch diesen Tunnel verläuft unter anderem auch der Medianus-Nerv (Nervus medianus), der für die Empfindungsfähigkeit und Steuerung großer Teile der Hand zuständig ist.
Von einem Karpaltunnelsyndrom (KTS) spricht man, wenn eine Schädigung des Medianus-Nervs vorliegt. Es entsteht, wenn der Karpaltunnel verengt ist und ein Missverhältnis zwischen seiner Größe und den darin befindlichen Strukturen besteht.
Karpaltunnelsyndrom Symptome
- Empfindungsstörungen
- Kribbeln
- Schmerzen
- Kraftminderung der Handmuskulatur
- Taubheitsgefühl
- Beschwerden treten in den ersten drei Fingern (Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger) auf
- Probleme mit der Feinmotorik
- Schwierigkeiten beim Greifen
- Gefühl wie bei eingeschlafenen Fingern
- gestörter Tatsinn
Die ersten Anzeichen

Zu den ersten Symptomen des Karpaltunnelsyndroms gehören leichte Schmerzen in der Hand. Typisch ist das nächtliche Einschlafen der Hand im Versorgungsgebiet des Medianus-Nervs (Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger).
Im fortgeschrittenen Stadium können auch Schmerzen beim Greifen auftreten, die den Gebrauch der Hand deutlich einschränken. Wird das Karpaltunnelsyndrom nicht behandelt, kommt es häufig zu einem Abbau (Atrophie) der Muskulatur im Bereich des Daumenballens.
Differenzialdiagnosen
Es gibt Erkrankungen, die in ihrer Symptomatik dem Karpaltunnelsyndrom ähneln oder einzelne Symptome mit ihm teilen:
- Nervenwurzelreizung (Radikulopathie)
- Kiloh-Nevin-Syndrom
- Bandscheibenvorfall (HWS)
- Rheuma
- Polyneuropathie
- Raynaud-Syndrom
- Unterarm-Kompartment-Syndrom
Diagnose: Was macht der Arzt?
Der Arzt wird zunächst eine Patientenbefragung (Anamnese) vornehmen, um das genaue Beschwerdebild zu erfassen. Dann wird er die Hand untersuchen und einige kurze Tests durchführen.
Er beklopft den Medianus-Nerv von außen, um einen elektrisierenden Schmerz auszulösen, der typisch für das Karpaltunnelsydrom ist. (Hoffmann-Tinel-Zeichen) Eventuell wird er auch die Hand für eine Weil nach vorne beugen oder nach hinten überstrecken, um das sogenannte Phalen-Zeichen auszulösen. Er wird prüfen, ob Sie eine Flasche halten können. (Flaschen-Zeichen)
Bestätigt sich der Verdacht eines Karptaltunnelsyndroms, steht ein Besuch beim Neurologen an. Der kann die Nervenleitgeschwindigkeit messen (ENG / Elektroneurografie) und die Muskelaktivität analysieren (EMG / Elektromyografie).
Zusätzlich kann eine Röntgenaufnahme sinnvoll sein, um knöcherne Veränderungen sichtbar zu machen.
Operation, Schiene und Kortison
In weniger schweren Fällen kann das Karpaltunnelsyndrom häufig konservativ ohne eine Operation therapiert werden. Der Medianus-Nerv wird über Schienen oder Stützverbände entlastet.
Zusätzlich können Kortikosteroide in den Karpaltunnel injiziert werden. Therapiebegleitend können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz kommen, die schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Ibuprofen ist einer der prominenten Vertreter der NSAR.
Ist die Nervenschädigung bereits weiter fortgeschritten, wird eine Operation meist unumgänglich. Dabei entlastet der Chirurg den Medianus-Nerv indem er die als Dach des Karpaltunnels fungierende Bandstruktur spaltet und somit mehr Platz schafft. Diese Operation ist ein Routineeingriff und kann in der Regel ambulant durchgeführt werden.
Prognose / Heilungschancen
Wird das Karpaltunnelsyndrom im frühen Stadium entdeckt und fachgerecht therapiert, sind die Aussichten auf eine vollständige Heilung sehr gut. Leichte Missempfindungen bilden sich nach erfolgreicher Therapier i.d.R. zurück.
Liegt bereits eine Rückbildung der Muskulatur (Atrophie) vor, sind die Aussichten auf völlige Beschwerdefreiheit deutlich schlechter.
Verbreitung
Vom Karpaltunnelsyndrom sind häufig ältere Menschen betroffen, wobei der Anteil der Frauen drei- bis viermal höher ist. Jedoch können auch jüngere Menschen – meist bedingt durch eine dauerhafte Überlastung der Hand – ein Karpaltunnelsyndrom entwickeln.
Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass 1-7 Prozent der europäischen Bevölkerung unter einem Karpaltunnelsyndrom leiden.1
Risikofaktoren
Das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöhen folgende Faktoren:
- Schwangerschaft
- Wechseljahre
- Diabetes
- Rheuma
- Schilddrüsenerkrankungen
- Sehnenscheidenentzündung
Quellen und weiterführende Informationen
-
- Clinical Review – Carpal tunnel syndrome – BMJ 2014; 349 – PMID: 25378457 | DOI: 10.1136/bmj.g6437
- S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms
- Carpal tunnel syndrome: clinical features, diagnosis, and management. Padua L, Coraci D, Erra C, Pazzaglia C, Paolasso I, Loreti C, Caliandro P, Hobson-Webb LD. – Lancet Neurol. 2016 Nov;15(12):1273-1284. PMID: 27751557 | DOI: 10.1016/S1474-4422(16)30231-9. Epub 2016 Oct 11.
- Current approaches for carpal tunnel syndrome. – Kim PT1, Lee HJ1, Kim TG2, Jeon IH3. – Clin Orthop Surg. 2014 Sep;6(3):253-7. PMID: 25177448 | PMCID: PMC4143510 | DOI: 10.4055/cios.2014.6.3.253. Epub 2014 Aug 5.
- Acute Carpal Tunnel Syndrome: A Review of Current Literature. – Gillig JD, White SD, Rachel JN – Orthop Clin North Am. 2016 Jul;47(3):599-607. PMID: 27241382 | DOI: 10.1016/j.ocl.2016.03.005.
- Das Karpaltunnelsyndrom : eine Übersicht für Ärzte aller Fachgebiete – Hans Assmus 2015 – DOI : 10.1007/978-3-662-45315-5
- Karpaltunnelsyndrom: Physikalische Therapie vs. Operation – Journal Club Schmerzmedizin, 2016, Vol.5(01), pp.30-30 – DOI: 10.1055/s-0042-104477
ICD-10: G56.0 Karpaltunnel-Syndrom Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner, Neurologe, Orthopäde, Neurochirurg