Karpaltunnelsyndrom - Symptome, Ursachen und Behandlung

Der Karpaltunnel
Der Karpaltunnel Abb.: Alila Medical Media | Shutterstock

Was ist das Karpaltunnelsyndrom?

Als Karpaltunnel wird der Raum zwischen den Handwurzelknochen und dem darüber liegenden Karpalband bezeichnet. Durch diesen Tunnel verläuft unter anderem auch der Medianus-Nerv, der für die Empfindungsfähigkeit und Steuerung von weiten Teilen der Hand zuständig ist. Vom Karpaltunnelsyndrom (CTS) spricht man dann, wenn eine Schädigung des Medianus-Nervs vorliegt. Diese entsteht, wenn der Karpaltunnel verengt ist und es zu einem Missverhältnis zwischen seiner Größe und den darin vorhandenen Strukturen kommt.


ICD-10: G56.0 Karpaltunnel-Syndrom Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner, Neurologe, Orthopäde, Neurochirurg

Lesezeit: 4 Minuten

Karpaltunnelsyndrom Symptome

  • Empfindungsstörungen
  • Kribbeln
  • Schmerzen
  • Kraftminderung der Handmuskulatur
  • Taubheitsgefühl
  • Beschwerden treten in den ersten drei Fingern (Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger) auf
  • Probleme mit der Feinmotorik
  • Schwierigkeiten beim Greifen
  • Gefühl wie bei eingeschlafenen Fingern
  • gestörter Tatsinn

Die ersten Anzeichen

Karpaltunnelsyndrom
Karpaltunnelsyndrom – Typisches Leiden von Computerarbeitern
Foto: Robert Kneschke | Shutterstock

Zu den ersten Auswirkungen des Karpaltunnelsyndroms zählen leichte Schmerzen im Handbereich. Typisch ist ein nächtliches Einschlafen der Hand, das im Versorgungsbereich des Medianus-Nervs (Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger) auftritt.

Befindet sich die Erkrankung bereits in einem weiter fortgeschrittenen Stadium, können auch Schmerzen beim Greifen auftreten, die den Gebrauch der Hand deutlich einschränken. Bleibt das Karpaltunnelsyndrom unbehandelt, kommt es häufig zum Abbau der Muskulatur im Bereich des Daumenballens.

Differenzialdiagnosen

Es gibt Erkrankungen, die in ihrer Symptomatik dem Karpaltunnelsyndrom gleichen oder einzelne Symptome mit ihm teilen:

  • Nervenwurzelreizung (Radikulopathie)
  • Kiloh-Nevin-Syndrom
  • Bandscheibenvorfall (HWS)
  • Rheuma
  • Polyneuropathie
  • Raynaud-Syndrom
  • Unterarm-Kompartment-Syndrom

Diagnose: Was macht der Arzt?

Der Arzt wird zunächst eine Patientenbefragung (Anamnese) vornehmen, um das genaue Beschwerdebild zu erfassen. Dann wird er die Hand untersuchen und einige kurze Tests durchführen.

Er beklopft den Medianus-Nerv von außen, um einen elektrisierenden Schmerz auszulösen, der typisch für das Karpaltunnelsydrom ist. (Hoffmann-Tinel-Zeichen) Eventuell wird er auch die Hand für eine Weil nach vorne beugen oder nach hinten überstrecken, um das sogenannte Phalen-Zeichen auszulösen. Er wird prüfen, ob Sie eine Flasche halten können. (Flaschen-Zeichen)

Bestätigt sich der Verdacht eines Karptaltunnelsyndroms, steht ein Besuch beim Neurologen an. Der kann die Nervenleitgeschwindigkeit messen (ENG / Elektroneurografie) und die Muskelaktivität analysieren (EMG / Elektromyografie).

Zusätzlich kann eine Röntgenaufnahme sinnvoll sein, um knöcherne Veränderungen sichtbar zu machen.

Operation, Schiene und Kortison

In weniger schweren Fällen kann das Karpaltunnelsyndrom häufig konservativ ohne eine Operation therapiert werden. Der Medianus-Nerv wird über Schienen oder Stützverbände entlastet. Zusätzlich können Kortikosteroide in den Karpaltunnel injiziert werden. Therapiebegleitend können nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz kommen, die schmerzstillend und entzündungshemmend wirken. Ibuprofen ist einer der prominenten Vertreter der NSAR.

Ist die Nervenschädigung bereits weiter fortgeschritten, wird eine Operation meist unumgänglich. Dabei entlastet der Chirurg den Medianus-Nerv indem er die als Dach des Karpaltunnels fungierende Bandstruktur spaltet und somit mehr Platz schafft. Diese Operation ist ein Routineeingriff und kann in der Regel ambulant durchgeführt werden.

Prognose / Heilungschancen

Wird das Karpaltunnelsyndrom im frühen Stadium entdeckt und fachgerecht therapiert, sind die Aussichten auf eine vollständige Heilung sehr gut. Leichte Missempfindungen bilden sich nach erfolgreicher Therapier i.d.R. zurück.

Liegt bereits eine Rückbildung der Muskulatur (Atrophie) vor, sind die Aussichten auf völlige Beschwerdefreiheit deutlich schlechter.

Verbreitung

Vom Karpaltunnelsyndrom sind häufig ältere Menschen betroffen, wobei der Anteil der Frauen drei- bis viermal höher ist. Jedoch können auch jüngere Menschen – meist bedingt durch eine dauerhafte Überlastung der Hand – ein Karpaltunnelsyndrom entwickeln.

Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass 1-7 Prozent der europäischen Bevölkerung unter einem Karpaltunnelsyndrom leiden.1

Risikofaktoren

Das Risiko für ein Karpaltunnelsyndrom erhöhen folgende Faktoren:

  • Schwangerschaft
  • Wechseljahre
  • Diabetes
  • Rheuma
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Sehnenscheidenentzündung


Medizinjournalist
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Sebastian () arbeitet seit Jahren für medizinische Onlinemedien. Er engagiert sich ehrenamtlich in BOINC-Projekten zur Krebsforschung. Sebastian ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Berlin.

Quellen und weiterführende Informationen

Patientenerfahrungen:

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