Laktoseintoleranz - Symptome, Diagnose und Verlauf

Laktoseintoleranz: Laktosefreie Produkte sind heute breit verfügbar
Laktoseintoleranz: Laktosefreie Produkte sind heute breit verfügbar
Foto: Eldar Nurkovic | Bigstock

Was ist eine Laktoseintoleranz?

Bei einer Laktoseintoleranz ist der Körper nicht in der Lage, den von Säugetieren stammenden Milchzucker direkt in verwertbare Stoffe, wie Galaktose und Glukose zu spalten. Stattdessen wird er erst im Dickdarm über die Darmschleimhäute und Fäulnisbakterien vergoren und damit dem Kreislauf zugeführt.


ICD-10: E73 Laktoseintoleranz Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner, Internist, Gastroenterologe, Allergologe

Lesezeit: 5 Minuten

Laktoseintoleranz Symptome

Die typischen Anzeichen der Milchzuckerunverträglichkeit
Blähungen
Blähbauch
Bauchschmerzen
Bauchkrämpfe
Darmgeräusche
Durchfall
Übelkeit
Völlegefühl
schmerzhafter Stuhldrang
Erbrechen
Schmerzen beim Stuhlgang
Verstopfung (Obstipation)
Koliken
breiiger Stuhl
häufiges Aufstoßen
erhöhte Stuhlhäufigkeit
Abgeschlagenheit
Konzentrationsstörungen
Herzklopfen
Muskelschmerzen
Gelenkschmerzen
kalter Schweiß
Nervosität
schnelle Erschöpfbarkeit
Akne
Schlafstörungen
chronische Müdigkeit
innere Unruhe
Schwindel
Kopfschmerzen

Weil die Symptome der Laktoseintoleranz häufig unspezifisch sind, bleibt sie oft lange Zeit unerkannt. Da die Enzymmangelerkrankung im Verlauf zu immer größeren Verdauungsproblemen führen kann, sollte beim ersten Verdacht umgehend eine ärztliche Abklärung erfolgen.

Laktoseintoleranz Symptome im Detail

Ein mit einem Schuss Milch zubereiteter Kartoffelbrei, dazu Rahmgemüse mit Wiener Würstchen – wie kann da nach kurzer Zeit plötzlich der Verdauungsapparat rebellieren? Blähungen und Bauchkrämpfe, Rumoren im Bauch – diese Symptome können auf eine Laktoseintoleranz hinweisen. Wer zum Beispiel regelmäßig nach dem Genuss eines Eisbechers mit Sahne eine halbe bis zwei Stunden später solche Symptome zeigt oder gar noch über Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall klagt, sollte an eine Milchzuckerunverträglichkeit denken.

Es treten auch weniger spezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Schwindel als erste Anzeichen einer Unverträglichkeit gegen Milchzucker auf.

Auch nach dem Genuss von Fertiggerichten wie Suppen oder Soßen sind solche Symptome und Darmstörungen zu beobachten. In Fertiggerichten ist oft viel Milchzucker enthalten. Je höher der Laktose Gehalt in einem Getränk oder in einer Speise ist, desto stärker sind danach häufig die Symptome.

Typisch für eine Laktoseintoleranz sind vermehrte Darmbewegung, Bauchschmerzen und -krämpfe, Blähungen und in Extremfällen chronischer Durchfall. Die Symptome verschlimmern sich mit gesteigerter Aufnahme von Milchzucker, klingen danach aber schnell wieder ab.

Strukturformel der Laktose

Strukturformel der Laktose Abb. logos2012 | Bigstock

Arten der Laktoseintoleranz

Je nach Art und Ausprägung wird die Laktoseintoleranz zwischen „primär“ und „sekundär“ unterschieden.

Die primäre Laktoseintoleranz besteht dauerhaft und nimmt in ihrer Intensität zu. Sie geht auf die abnehmende Laktase-Produktion im Erwachsenenalter zurück.

Die sekundäre Laktoseintoleranz ist eine Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung. So stören etwa viele Darmerkrankungen die Laktase-Produktion. In den meisten Fällen verschwindet diese Form der Laktoseintoleranz mit dem Auskurieren der Grunderkrankung.

Verlauf

Bei Säuglingen wird der langkettige Doppelzucker aus der Milch in kürzere Einzelzucker aufgespalten, um den Körper mit ausreichend Energie zu versorgen. Dafür benötigt der Organismus das Enzym Laktat, dessen Produktion auf natürliche Weise mit der Gewöhnung an feste Nahrung zurückgeht.

Danach kann Milchzucker zwar noch über den Dickdarm vergoren werden, führt aber zu starker Gasbildung. Erst durch die langjährige agrarwirtschaftliche Nutzung der Kuhmilch wurde ein bestimmtes Gen so adaptiert, dass bis ins hohe Alter noch genügend Laktat produziert wird.

Das ist vor allem in Europa und bei der hellhäutigen Bevölkerung Amerikas der Fall. In den restlichen Teilen der Erde – vor allem in Asien – ist Laktosetoleranz bis heute eine Ausnahme.

Diagnose: Was macht der Arzt?

Wer öfter über Verdauungsprobleme nach dem Genuss von Nahrungsmitteln mit offensichtlichem oder verstecktem höheren Laktosegehalt klagt, sollte die Ursache seiner Bauchbeschwerden oder anderer vorstehend geschilderter Symptome von einem Arzt abklären lassen.

Mit einem Milchzucker Belastungstest oder einem H2-Atem-Test kann der Mediziner feststellen, ob die aufgetretenen Symptome tatsächlich auf eine Laktoseintoleranz zurückzuführen sind oder eine andere Unverträglichkeit vorliegt.

Da es auch eine sogenannte sekundäre Laktoseintoleranz gibt, entstanden durch eine andere zugrunde liegende Erkrankung, können sich Symptome auch überschneiden oder sogar zusätzliche Symptome durch die entstehenden Mangelerscheinungen (z.B. Kaliummangel, Kalziummangel oder Eisenmangel wegen wiederholter Durchfällen) auftreten.

Häufigkeit und Verbreitung

Weltweit ist die Laktoseintoleranz zwar mit einer Verbreitung von 75 Prozent ein häufiges Phänomen. In Deutschland sind aber nur 5 bis 15 Prozent der Menschen laktoseintolerant. In Asien und Afrika „leiden“ dagegen über 90 Prozent der Menschen an Laktoseintoleranz.

Laktosehaltige Lebensmittel

PhaseBeschreibung
Grad Ibellender Husten, eventuell Heiserkeit und leises Atemgeräusch bei Aufregung
Grad IIAtemgeräusch auch in Ruhe, angestrengte Atmung
Grad IIIUnruhe, beschleunigter Puls, beschleunigte Atmung, Atemnot
Grad IVakute Atemnot, Blaufärbung der Haut, Lippen und Finger, Benommenheit, Erstickungsgefahr

(alle Angaben sind Circa-Angaben)

Muss bei Laktoseintoleranz in jedem Fall eine Diät angestrebt werden?

Klare Antwort, Nein! Selbst bei der sekundären Laktoseintoleranz sind in vielen Fällen noch genügend Enzyme vorhanden, um mit den in Milchprodukten enthaltenen geringen Mengen an Milchzucker umzugehen.

Zudem gibt es Kapseln und Tabletten, die das Enzym Laktat beinhalten und den Mangel ausgleichen. So ist es auch für laktoseintolerante Menschen möglich, normale Kuhmilch zu trinken, Frischkäse oder Quark zu essen. Eine Diät ist nur dann nötig, wenn eine schwere Symptomatik vorliegt oder eine primäre Laktoseintoleranz besteht.


Medizinjournalist
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Sebastian () arbeitet seit Jahren für medizinische Onlinemedien. Er engagiert sich ehrenamtlich in BOINC-Projekten zur Krebsforschung. Sebastian ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Berlin.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Laktoseintoleranz – Krankheiten der Verdauungsorgane – Autoren: Wolfgang Piper – Publikation: Innere Medizin S. 364 – DOI: 10.1007/978-3-642-33108-4_4
  • Nahrungsmittelallergien und -Unverträglichkeiten – Autoren: Reider, N ; Horak, E ; Morass, B ; Jarisch, R ; Kerber, M ; Oberkanins, C ; Ledochowski, M ; Datta, B ; Franz, R – Publikation: Klinische Ernährungsmedizin, p.419-471 – DOI: 10.1007/978-3-211-88900-8_15
  • Laktoseintoleranz: Neue Aspekte eines alten Problems – Autoren: Terjung, B ; Lammert, F – Publikation: Deutsche medizinische Wochenschrift, 2007-02-09, Vol.132 (6), p.271-275 – DOI: 10.1055/s-2007-959320
  • Laktoseintoleranz – Laktase und Bakterien: Kombination am effektivsten – Publikation: Aktuelle Ernährungsmedizin, 2015-10, Vol.40 (5), p.284-284 – DOI: 10.1055/s-0035-1552333
  • Lebensmittelunverträglichkeiten durch Enzymdefekte und Zuckerverwertungsstörungen: Laktoseintoleranz und Co – Autoren: Schäfer, Christiane – Publikation: Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 2016-06, Vol.59 (6), p.764-770 – DOI: 10.1007/s00103-016-2359-y
  • Laktoseintoleranz – Autoren: Wenzel, Sabine – Publikation: Ernährung & Medizin, 2013-12, Vol.28 (4), p.173-174 – DOI: 10.1055/s-0033-1361506

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