Inhaltsverzeichnis
- Was ist das Norovirus?
- Symptome
- Was tun?
- Verlauf
- Ansteckung
- Behandlung
- Hausmittel
- Inkubationszeit
- Erfahrungsbericht
Was ist das Norovirus?
Das Norovirus ist ein Erreger, der schwere Magen-Darm-Beschwerden auslöst. Das Norovirus ist hochinfektiös und breitet sich vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas, Kindergärten, Hotels, Kreuzfahrtschiffen, Krankenhäusern und Altersheimen schnell aus. Für ältere und immungeschwächte Menschen kann eine Norovirus-Infektion zur Lebensbedrohung werden. Bei ansonsten gesunden Menschen heilt sie meist innerhalb weniger Tage folgenlos aus.
Die durch Brechdurchfall gekennzeichnete Krankheit ist vor allem für ältere und gesundheitlich geschwächte Menschen gefährlich. Rund 0,03 Prozent der Erkrankten verstirbt in Folge der Infektion.1
Norovirus Symptome
Die Inkubationszeit des Norovirus – also die Zeitspanne zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Symptome – beträgt 10 bis 50 Stunden. Der Krankheitsverlauf ist kurz und heftig. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer liegt zwischen einem und drei Tagen.
Die typischen Symptome einer Infektion mit Noroviren |
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Durchfall |
Erbrechen |
Übelkeit |
ausgeprägtes Krankheitsgefühl |
Bauchschmerzen |
Kopfschmerzen |
Muskelschmerzen |
leichtes Fieber / erhöhte Temperatur |
Abgeschlagenheit |
Gliederschmerzen |
Appetitlosigkeit |
Was tun?
Wer den Verdacht hat, unter einer Infektion mit dem Norovirus zu leiden, sollte einen Arzt aufsuchen. Der Hausarzt oder Allgemeinmediziner ist hierfür die richtige erste Anlaufstelle. Aufgrund der hohen Infektiösität der Erkrankung empfiehlt sich eine vorherige telefonische Kontaktaufnahme, damit die Praxis entsprechende Vorkehrungen treffen kann.
Gegen Noroviren existiert keine ursächliche Therapie. Die Pharmaforschung arbeitet aber bereits an vorbeugenden Impfstoffen. Eine durchlebte Infektion sorgt nur bei wenigen Menschen für eine kurze Immunität von einigen Monaten. Und das auch nur gegen den gleichen Virustyp.
Die symptomatische Behandlung besteht vor allem aus dem Ausgleich des mit dem Erbrechen und Durchfall einhergehenden Flüssigkeits- und Mineralverlust. Bei Bedarf können auch Medikamente, die die Übelkeit mindern, zum Einsatz kommen.
Besondere Vorsicht ist bei Babys, Kleinkindern und älteren Menschen angesagt. Für diese Zielgruppen ist eine stationäre Aufnahme in einem Klinikum häufig unumgänglich.
Betroffene sollten unbedingt viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. In der Apotheke gibt es Elektrolytlösungen zum Anrühren, die die erforderlichen Mineralien enthalten.
Häufigkeit und Verbreitung
Man schätzt, dass etwa jeder dritte akute Brechdurchfall auf das Norovirus zurückgeht – bei Erwachsenen ist sogar jeder zweite. Der Schwerpunkt der Infektionen liegt in den Wintermonaten.
Noroviren sind in Europa weitverbreitet – man muss für Deutschland von einer jährlichen Fallzahl im siebenstelligen Bereich ausgehen. Vor allem Krankenhäuser, Altersheime und Kindertagesstätten sind in der Vergangenheit immer wieder als „Verteilstationen“ für das Virus aufgefallen.
Ansteckung und Übertragung
Das Norovirus wird von Mensch zu Mensch übertragen, wenn Viren aus dem Stuhl oder Erbrochenen eines Infizierten aufgenommen werden. So entstehen bspw. beim Erbrechen feinste Tröpfchen infektiösen Materials, die sich in der Luft und auf Oberflächen verteilen.
Auch infektiöses Badewasser ist eine typische Infektionsquelle – gerade in Familien. Gelangt Stuhl – bspw. durch unzureichende Handhygiene – auf Lebensmittel oder Getränke, findet das Virus ebenfalls eine Eintrittspforte.
Infizierte sind auch ohne Symptome infektiös
Da Infizierte bereits während der Inkubationszeit – also bevor sie überhaupt Symptome zeigen – infektiös sind, kommen „Vorsichtsmaßnahmen“ innerhalb von Familien und Gemeinschaften häufig zu spät. Trotzdem sollte auf penible Hand- und Toilettenhygiene geachtet werden.
Infizierte scheiden auch tage- oder wochenlang nach dem Abklingen der Symptome Viren aus.
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit des Norovirus – also die Zeit zwischen der eigentlichen Infektion und dem Auftreten erster Symptome – beträgt häufig nur wenige Stunden und höchstens drei Tage.
Verlauf
Die heftigen Beschwerden (vor allem Erbrechen und Durchfall) halten oft nur wenige Stunden an. (Spanne: 12-72 Stunden) Bei älteren und immungeschwächten Personen können sie auch länger anhalten.
Nicht alle Infizierten entwickeln die volle Symptomatik. Ein erheblicher Anteil bleibt sogar vollständig symptomfrei.
Prognose und Heilungschancen
Die Prognose ist sehr gut. In den allermeisten Fällen heilt ein Norovirus-Infekt innerhalb weniger Tage vollständig und folgenlos aus. Gefährliche Komplikationen drohen bei immungeschwächten Patienten, Patienten mit Vorerkrankungen des Stoffwechsels und des Herz-Kreislauf-Systems sowie bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr.
Kritisch ist der Ausgleich des hohen Flüssigkeitsverlusts durch das Erbrechen und die Durchfälle. Weniger als 0,03 Prozent der Infizierten sterben an den Folgen der Infektion.1
Diagnose
Das Norovirus lässt sich mit einem PCR-Test direkt im Stuhl des Patienten nachweisen. Oft unterbleibt diese Untersuchung jedoch und die Diagnose wird einfach anhand des Beschwerdebildes und der Ausbreitung im Umfeld des Patienten gestellt.
Viele Patienten sehen – aufgrund des kurzen Verlaufs – auch keinen Arzt.
Meldepflicht
Eine durch den Nachweis des Erregers gesicherte Diagnose ist meldepflichtig. Eine Verdachtsdiagnose ist nur dann meldepflichtig, wenn der Infizierte in einer Gemeinschaftseinrichtung lebt oder arbeitet bzw. in der Gastronomie tätig ist. Auch eine Häufung von zwei oder mehr Erkrankungen ist meldepflichtig.
Differentialdiagnosen
Es gibt Erkrankungen, die in ihrem Beschwerdebild der Norovirus-Infektion ähneln oder gleichen:
- Magen-Darminfekte durch andere Viren (bspw. das Rotavirus)
- Magen-Darminfekte durch Bakterien (bspw. Salmonellen, E. Coli / EHEC, Campylobacter)
- Parasitenbefall (bspw. Lamblien)
Behandlung und Therapie
Gegen das Norovirus sind weder ein Impfstoff noch ein spezifisches antivirales Medikament verfügbar. Die Therapie besteht daher vorwiegend aus dem Ausgleich des durch das Erbrechen und den Durchfall entstehenden Flüssigkeitsverlusts. Zusätzlich wird den Patienten Bettruhe verordnet. Die wird – im Gegensatz zu vielen anderen Erkrankungen – i.d.R. aufgrund der heftigen Symptomatik auch ohne Nachdruck gehalten.
Zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts kann Wasser oder Tee getrunken werden. In der Apotheke gibt es auch Elektrolyt-Lösungen, die neben dem Flüssigkeitsverlust auch den Verlust an Elektrolyten ausgleichen.
Ist ein Ausgleich durch Trinken nicht möglich – bspw. weil der Patient stark geschwächt ist – kommen Infusionen zum Einsatz. Dazu ist eine stationäre Aufnahme in einem Klinikum erforderlich.
Ob ein Patient in ein Klinikum eingewiesen werden muss, wird der Arzt i.d.R. auf Basis des aktuellen Allgemeinzustandes, etwaiger Vorerkrankungen und der genauen Symptomatik treffen. Sind die Durchfälle bspw. blutig oder eitrig, führt um einen Klinikaufenthalt meist kein Weg herum. Gleiches gilt für sehr hohes Fieber.
Hausmittel
Auch bei der Eigenbehandlung gilt: möglichst viel Flüssigkeit aufzunehmen. Optimal ist dafür eine Zucker-Salz- bzw. Elektrolyt-Lösung, die es in der Apotheke gibt.
Ob ein Nahrungsverzicht sinnvoll ist, ist umstritten. Auf jeden Fall sollte für die Dauer der Beschwerden auf Milchprodukte und fette Speisen verzichtet werden.
Vorbeugung
Jenseits der Hygiene gibt es keine spezifischen Vorbeugungsmaßnahmen gegen eine Infektion durch das Norovirus.
Wer sich in einem belasteten Umfeld bewegt, sollte darauf achten, dass Wäsche stets mit 90/95 Grad gewaschen wird und zur Desinfektion der Hände ein spezielles Desinfektionsmittel verwenden. Das Norovirus ist nämlich resistent gegen viele gängige Handdesinfektionen.
Das Virus
Infektiösität | hochinfektiös, selbst bei geringer Viruslast (10-100 Viren) |
Hitzeempfindlichkeit | temperaturresistent bis 60 Grad Celsius |
Überlebensfähigkeit | Überlebensdauer auf Oberflächen bis zu 24 Stunden |
Übertragung | von Mensch zu Mensch |
Infektionssterblichkeit | 0,03%1 |
Risikogruppen | ältere Menschen Vorerkrankte |
ICD-10 | A08.1 |
Synonyme | Norovirus, Norwalk-Virus |
Kategorie | Infektionskrankheiten |
Unterart | Magen-Darm-Infektionen |
Entdeckung | 1972 in Norwalk |
Arzt | Hausarzt, Allgemeinmediziner, Internist |
Übertragungsweg | Schmierinfektion, Tröpfcheninfektion |
Inkubationszeit | 10-50 Stunden |
Dauer | 12-72 Stunden |
Das humane Norovirus (beliebte Fehlschreibung: Novovirus) ist ein hüllenloses RNA-Virus, das beim Menschen eine Magen-Darm-Entzündung auslösen kann. Der Erreger ist hochansteckend und in Deutschland meldepflichtig. Schon geringste Mengen von 10 bis 100 Viren reichen aus, um einen Menschen zu infizieren. Kontakt- und Schmierinfektionen durch Kontakt zu den Exkrementen eines Erkrankten und das Benutzen verschmutzter Türklinken, Toiletten und Waschbecken gelten als Hauptübertragungswege.
Fragen und Antworten
Ist man gegen das Norovirus immun, wenn man die Infektion durchgestanden hat?
Grundsätzlich nein. Man hat zwar festgestellt, dass einige Menschen unmittelbar nach einer durchlebten Infektion resistent gegen das Virus sind. Für die allermeisten Menschen trifft das aber nicht zu.
Es gibt zudem viele Varianten des Norovirus. Sodass ohnehin eine Infektion mit einem anderen Subtyp möglich ist.
Erfahrungsbericht
Zu diesem Thema kann ich eine eigene Erfahrung beitragen. Als mein Sohn noch ein Kleinkind war, hat er das Norovirus aus der Kita mitgebracht. Alle vier Erwachsenen des Haushalts sind innerhalb kurzer Zeit erkrankt. Der Abstand betrug nur zwei bis drei Stunden.
Wir hatten stundenlang mit Durchfall, Übelkeit, Bauchkrämpfen und Erbrechen zu kämpfen. Die Symptome waren derart heftig, dass wir vollständig „außer Gefecht“ gesetzt waren.
Aber genauso plötzlich und heftig die Beschwerden über uns hereingebrochen waren, verschwanden sie auch wieder. Das ganze „Spuk“ dauerte ca. 8-12 Stunden. Danach fühlten wir uns zwar noch geschwächt, waren sonst aber beschwerdefrei.
Das Kind selbst blieb beschwerdefrei.
Quellen
- ICD-10: A08.1 Akute Gastroenteritis durch Norovirus Ärztliche Anlaufstellen: Hausarzt, Allgemeinmediziner
- Norovirus-Gastroenteritis – Eine unterschätzte Infektionskrankheit? Überlegungen zur Qualität institutioneller Daten – Autoren: Hofmann F, Reschauer G, Stößel, U – Publikation: Arbeitsmedizin im Gesundheitsdienst. Tagungsband 30 des Freiburger Symposiums Arbeitsmedizin im Gesundheitsdienst. Edition FFAS, Freiburg, S. 118-130
- Noroviren – Autoren: Rösen-Wolff, Angela Tidona, Christian A ; Darai, Gholamreza ; Sonntag, Hans-Günther ; Zöller, Lothar ; Handermann, Michaela – Publikation: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen, p.602-604 – DOI: 10.1007/978-3-540-39026-8_767
- Infektionskrankheiten durch Viren – Autoren: Heimes, Silke – Publikation: Gesundheits- und Krankheitslehre, p.191-202 – DOI: 10.1007/978-3-642-01315-7_13
- Noroviren (Norwalk- und Norwalk-like-Infektion) – Autoren: Brodt, H R ; Caspary, W F Kist, Manfred ; Caspary, Wolfgang F ; Stein, Jürgen – Publikation: Infektiologie des Gastrointestinaltraktes, 2006, p.393-398 – DOI: 0.1007/3-540-37211-3_48
- Norovirus-Gastroenteritis – Autoren: Durisch, N ; Mueller, N – Publikation: Der Gastroenterologe, 2014-07, Vol.9 (4), p.360-365 – DOI: 10.1007/s11377-014-0884-5
- Gastroenteritis / Geriatrie – Altenheime: Sind Norovirus-Ausbrüche ein Mortalitätsrisiko? – Publikation: Zeitschrift für Gastroenterologie, 2013-06, Vol.51 (6), p.526-526 – DOI: 10.1055/s-0032-1319533
- Krankenhaushygiene – Norovirus-Erkrankungen – Autoren: Kerwat, Klaus ; Aepinus, Christian ; Wulf, Hinnerk – Publikation: AINS – Anästhesiologie · Intensivmedizin · Notfallmedizin · Schmerztherapie, 2011-02, Vol.46 (2), p.98-99 – DOI: 10.1055/s-0031-1272878
- Norovirus – Autoren: Robilotti, Elizabeth ; Deresinski, Stan ; Pinsky, Benjamin A – Publikation: Clinical microbiology reviews, 2015, Vol.28 (1), p.134-164 – DOI: 10.1128/cmr.00075-14
Ich wünschte ich wäre durch meinen Hausarzt so gründlich informiert worden.
Seiner Verdachtsdiagnose habe ich auf Grund seiner fehlenden Erläuterungen nicht getraut