Forscher des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS haben Krankenkassendaten der Jahre 2011 und 2014 untersucht und dabei herausgefunden, dass Diclofenac – ungeachtet der Warnung – weiterhin an Risikopatienten verordnet wird.
Zwar sei die Zahl der Diclofenac-Erstverschreibungen insgesamt rückläufig, allerdings hatten auch 2014 rund 12 Prozent der Patienten eine kardiovaskuläre Vorerkrankung, die eine Kontraindikation für die Verordnung des Mittels darstellt. Diese Zahl bliebt zu 2011 unverändert.
Warnung stößt auf taube Ohren
Eine Wirkung der 2013 über einen Rote-Hand-Brief erfolgten Warnung ist also nicht feststellbar. Studienautorin Prof. Dr. Ulrike Haug beschreibt die Auswirkungen mit den Worten:
„Wir planen weitere Analysen mit noch aktuelleren Daten, aber wir gehen nicht davon aus, dass sich ohne weitere Maßnahmen etwas am Verschreibungsverhalten geändert hat. Man muss davon ausgehen, dass es aufgrund dieser Verordnungen zu Herzinfarkten und Schlaganfällen kam, die vermeidbar gewesen wären, denn es gibt sicherere Alternativen zu Diclofenac“
Die Forscher fordern mehr Aufklärung in den Arztpraxen, die auch vor dem kurzfristigen und gering dosierten Einsatz von Diclofenac bei Herzpatienten warnen.
Quellen
- Studie des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS
Scholle O, Kollhorst B, Haug U. Are prescribers not aware of cardiovascular contraindications for diclofenac? A claims data analysis. Journal of Internal Medicine. 2019; (Epub 2019 Nov 11th). | DOI: 10.1111/joim.12990 - Studie zum Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko unter Diclofenac-Therapie
Diclofenac Use and Cardiovascular Risks: Series of Nationwide Cohort Studies – Morten Schmidt, Henrik Toft Sørensen, Lars Pedersen – PMID: 30181258 | PMCID: PMC6122252 | DOI: 10.1136/bmj.k3426 - Im Artikel erwähnte Experten: Prof. Dr. sc. hum. Ulrike Haug – Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie am BIPS