
Rückgang der Motivation zum Rauchstopp
Wissenschaftler der Universitäten Duisburg-Essen und Düsseldorf haben die Daten von nahezu 19.000 Rauchern analysiert, die zwischen 2016 und 2021 an einer deutschen Umfrage zum Rauchverhalten teilgenommen haben. Ihre im Fachjournal „BMJ Open“ veröffentlichte Studie zeigt einen Rückgang der Motivation, das Rauchen aufzugeben.
Trend sorgt für Besorgnis
Die Forscher äußern Besorgnis angesichts dieser Entwicklung. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellt die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen dar, bei denen die Motivation leicht zugenommen hat.
Forderung nach stärkeren Tabakkontrollmaßnahmen
Benjamin Borchardt, Facharzt für Allgemeinmedizin an der Universitätsmedizin Essen, hebt die Wichtigkeit von Tabakkontrollmaßnahmen hervor. „Es ist wichtig, Tabakkontrollmaßnahmen umzusetzen, die das Rauchen unattraktiv machen und Impulse zu setzen, die den Rauchstopp fördern“, so Borchardt. Er fordert Maßnahmen, die Preis, Verfügbarkeit und Sichtbarkeit von Tabak einschränken und die Bereitstellung niedrigschwelliger wirksamer Therapien und Medikamente zur Tabakentwöhnung, die von den Krankenkassen getragen werden.
Frühere Versuche aufzuhören als Hoffnungsschimmer
Prof. Dr. Daniel Kotz – Suchtforscher an der Universität Düsseldorf – betont den Wert vorheriger Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören. „Wer innerhalb der letzten Monate schon eine – vermeintlich – letzte Zigarette geraucht hat, bei dem ist es wahrscheinlich, dass er es erneut versuchen wird“, sagt er. Jeder Versuch bringe die Betroffenen näher an das Ziel einer dauerhaften Rauchfreiheit.
Hohe Raucherquote und Folgen in Deutschland
Aktuell rauchen mehr als 30 Prozent der deutschen Bevölkerung. Die Konsequenzen sind fatal, denn jährlich sterben etwa 125.000 Menschen in Deutschland an den Folgen des Tabakkonsums.
Hintergrund: Die Folgen des Rauchens
Das Rauchen hat zahlreiche Risiken und Folgen, die über den Einzelnen hinausgehen und sowohl die öffentliche Gesundheit als auch die Wirtschaft betreffen.
Gesundheitliche Risiken: Rauchen ist weltweit eine der Hauptursachen für vermeidbare Krankheiten und vorzeitige Todesfälle. Es steht in direktem Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen wie Lungenkrebs, anderen Krebsarten (Mund-, Rachen-, Nieren-, Leberkrebs usw.), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (bspw. Schlaganfall und Herzinfarkt) und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Außerdem schwächt es das Immunsystem und macht Raucher anfälliger für Infektionen.
Passivrauchen: Auch Nichtraucher sind gefährdet, wenn sie dem Passivrauchen ausgesetzt sind, das zu den gleichen Gesundheitsproblemen führen kann wie das direkte Rauchen.
Auswirkungen auf die Lebensqualität: Abgesehen von den gesundheitlichen Risiken kann Rauchen auch die Lebensqualität beeinträchtigen. Es kann zu Atembeschwerden, verminderter körperlicher Fitness und Nikotinabhängigkeit führen, was die täglichen Aktivitäten und die Freiheit beeinflussen kann.
Wirtschaftliche Auswirkungen: Die wirtschaftlichen Belastungen durch das Rauchen ist beträchtlich. Dazu gehören die direkten medizinischen Kosten für die Behandlung von Krankheiten, die durch das Rauchen verursacht werden, und die indirekten Kosten, etwa Produktivitätsverluste durch Krankheitsurlaub und vorzeitigen Tod.
Auswirkungen auf die Umwelt: Tabakproduktion und -konsum haben auch Auswirkungen auf die Umwelt, z. B. Abholzung der Wälder, Wasserverschmutzung durch Pestizide und Verschmutzung durch Zigarettenstummel.
Quellen und weiterführende Literatur
- Motivation to stop smoking in the German population between 2016 – 2021 and associated factors: results from a repeated cross-sectional representative population survey (German Study on Tobacco Use, DEBRA study) – Autoren: Benjamin Borchardt, Sabrina Kastaun, Yekaterina Pashutina, Wolfgang Viechtbauer, Daniel Kotz – Publikation: BMJ Open 2023;13:e068198. – DOI: 10.1136/bmjopen-2022-068198 – PMID: 37253490 – PMCID: PMC10230893