
Kleine Infekte rüsten das Immunsystem für den „Großangriff“ (Foto: Alexander Raths | Shutterstock)
Schweizer Wissenschaftler haben herausgefunden, dass uns kleinere Krankheiten möglicherweise vor Krebs schützen können. So konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden, dass Menschen, die in ihrer Kindheit häufig unter Infekten litten, deutlich seltener an Krebs erkrankten.
Kindheitsinfekte als Krebskiller?
Die aktuelle Studienlage liefert Indizien dafür. Gerade die typischen Bagatellinfekte gelten als wichtige Trainingseinheiten für den Körper, um spätere „Großangriffe“ abwehren zu können. Die Fähigkeit des Körpers, Fieber (über 38 Grad) zu entwickeln, gilt als guter Indikator dafür, dass das Immunsystem intakt ist.
Keimfreiheit & Erwachsene
Der Rat, Kinder nicht „keimfrei“ aufzuziehen, wird von Gesundheitsexperten ohnehin schon länger ausgesprochen. Auch als Erwachsener kann man seinem Immunsystem helfen, indem man es kleine Infekte selbst bekämpfen lässt. Der ohnehin sinnlose massenhafte Einsatz von Antibiotika bei viralen Infekten ohne klar erkennbare bakterielle Co-Infektion steht zu Recht in der Kritik, weil dadurch das Risiko für Antibiotika-Resistenzen steigt.
Neue Studienergebnisse
Kinderkrankheiten senken Leukämie-Risiko
Eine italienische Studie1 kommt zu dem Ergebnis, dass bestimmte Infektionskrankheiten in der Kindheit das Risiko, als Erwachsener an Leukämie zu erkranken, um etwa ein Drittel senken. Untersucht wurden Zusammenhänge mit Masern, Windpocken, Röteln, Mumps und Keuchhusten. Die Schutzwirkung stieg mit der Anzahl der durchlebten Kinderkrankheiten.
Allerdings zeigte sich dieser Effekt nur in Bezug auf die Chronische lymphatische Leukämie (CLL). In Bezug auf andere Leukämien hatte nur eine durchgemachte Keuchhusten-Infektion einen schützenden Effekt.
Kinderkrankheiten senken Lyphom-Risiko
Eine Studie2 der gleichen Autoren kommt zu dem Ergebnis, dass auch das Risiko für ein Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) sinkt, wenn Kinderkrankheiten durchlebt wurden – für Röteln um 20 Prozent, für Keuchhusten um 26 Prozent. Bei Patienten, die drei oder mehr infektiöse Kinderkrankheiten durchlebt haben, fällt das Risiko gar um 33 Prozent.
Einordnung Die Studienergebnisse sollten nicht zum Anlass genommen werden, den Impfschutz der Kinder zu vernachlässigen. Vermeintlich harmlose Kinderkrankheiten wie die Masern haben hohe Komplikationsraten und bergen das Risiko eines tödlichen Verlaufs. Die Studien zeigen Korrelationen, die keine Ursachen darstellen müssen.
Studien & Quellen
Sebastian Fiebiger
MedizinjournalistSebastian () arbeitet seit Jahren für medizinische Publikationen. Er engagiert sich in Distributed Computing Projekten zur medizinischen Forschung. Sebastian ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Berlin.

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